Vorbilder inspirieren, faszinieren und animieren. In der Historie gab es viele Menschen, die uns die Augen öffneten und an denen wir uns zu orientieren versuchen. Stellt sich nun die Frage, wer wirklich moralisch vertretbar ist. Ideengeberin Lou hat für euch ihre Top 6 Moralvorbilder zusammengestellt.

 

Der „Nächstenliebende“: Jesus Christus

Beginnen wir mit dem ältesten unserer moralischen Vorbilder, befassen wir uns auch gleichzeitig mit einem der bekanntesten: Vor rund 2015 Jahren – also mit Beginn unserer heutigen christlichen Jahreszählung ging Jesus von Nazareth auf die Menschen zu, um sie zu belehren und versprach ihnen das Gute. Ihm war durchaus bewusst, dass er auch Gegner haben würde. Selbst dann, als er verfolgt und gekreuzigt wurde, stand er weiterhin für die Botschaft Gottes ein. Obwohl manche Menschen den Wert seiner Botschaft nicht erkannten, verlor er niemals seine Überzeugung. Durch seinen unermüdlichen Glauben bis in den Tod gilt er noch heute den rund 2,3 Milliarden Christen als DAS Vorbild. Manche sprechen dem Sohn Gottes sogar „Superkräfte“ zu – wie zum Beispiel einen Gelähmten zu heilen – und spüren in seinen Wundertaten die Nähe Gottes.

Der für den Frieden Hungernde: Mahatma Gandhi

Auf den zweiten Platz in zeitlicher Reihenfolge schafft es Mohandas Karamchand Gandhi, genannt Mahatma Gandhi. Er wurde am 2. Oktober 1869 in Porbandar geboren und war ein indischer Widerstandskämpfer, Revolutionär und Pazifist. Er setzte sich gegen die Rassentrennung und somit für die Gleichberechtigung ein, bis er dann Ende der 1910er Jahre zum politischen und geistigen Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung wurde. Gandhi kämpfte unter anderem für die Menschenrechte, interreligiösen Frieden und ein neues Wirtschaftssystem. Mithilfe von gewaltfreiem Widerstand und Hungerstreik führte er 1947 das Ende der britischen Kolonialherrschaft über Indien herbei und fiel am 30. Januar 1948 einem Attentat zum Opfer. Gandhi bewies uns, dass man mit Liebe und auch Mitleid Großes bewegen kann.

Der „Engel der Armen“: Mutter Teresa

Die als Agnes Gonxha Bojaxhiu am 27. August 1910 im damaligen Albanien geborene Mutter Teresa war eine katholische Nonne. Mit ihrem Eintritt ins Erwachsenenalter – also mit 18 Jahren – widmete sie ihr Leben, der Armenpflege in den Slums von Kalkutta in Indien. Der von ihr im Jahre 1950 gegründete Orden „Missionarinnen der Nächstenliebe“ betreut bis heute Sterbende, Waisen und Leprakranke. Das soziale Engagement brachte ihr 1979 den Friedensnobelpreis ein, außerdem wurde sie am 19. Oktober 2003 von Papst Johannes Paul II. posthum selig gesprochen. Ihr außergewöhnlicher Einsatz für die wirtschaftlich und physisch Benachteiligten ist noch heute als moralisches Beispiel gültig. Ihr ethisch gutes Handeln lässt sie im Licht einer Heiligen erscheinen und animiert uns zu Hilfsbereitschaft und sozialer Gleichberechtigung.

Die junge Deutsche gegen die Nazis: Sophie Scholl

Eine der populärsten Personen im Widerstand gegen Adolf Hitler und sein Regime war die am 9. Mai 1921 in Forchtenberg geborene Sophie Scholl. In ihren Jugendjahren trat sie selbst dem Bund Deutscher Mädel bei und glaubte an die nationalsozialistische Ideologie. Als sie 1940 zum Reichsarbeitsdienst gezwungen wurde, las sie die Werke des Kirchenvaters Augustinus von Hippo, wodurch sie eine Abwehrhaltung gegenüber der NS-Diktatur entwickelte und sogar ihren Freund für seinen Soldatendienst kritisierte. Zwei Jahre später schloss sie sich der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ an. Aufgrund dessen wurde sie mit nur 21 Jahren zum Tode verurteilt. Sophie Scholl schaffte es, sich eine eigene Meinung zu bilden und sich gegen die NS-Ideologie zu wehren. Sie bewies großen Mut in ihrem jungen Alter und stellt damit ein klares moralisches Vorbild für uns alle dar.

Der Träumer mit einer Vision: Martin Luther King

Der am 15. Januar 1925 im amerikanischen Atlanta geborene Baptistenpastor war einer der bedeutendsten Vertreter des Kampfes gegen soziale Unterdrückung und Rassismus. In seiner bekannten Rede „I have a dream“ rief er am 28. August 1963 die USA zu nationalem Frieden ohne Trennung zwischen schwarzer und weißer Bevölkerung auf. Interessant ist, dass er Gandhis Vorstellungen als Kern seiner eigenen pazifistischen Philosophie wählte. King wurde mehrmals im Laufe seiner Aktionen gegen Rassentrennung inhaftiert. US-Präsident John F. Kennedy unterstützte King in seiner Bürgerrechtsbewegung. Am 4. April 1969 wurde der Visionär in Tennessee erschossen. Martin Luther King wehrte sich gegen Unrecht, Krieg und Armut und animierte die Menschen dazu, selbst ihre Stimme zu erheben, sodass er ein besonders ermutigendes Vorbild für uns darstellt.

Botschafter des Friedens: Dalai Lama

Das jüngste und einzige noch lebende meiner moralischen Vorbilder in dieser Liste ist der Dalai Lama. Der buddhistische Mönch gilt als charismatischer Botschafter des Friedens. Der am 6. Juli 1935 in Taktser geborene Tenzin Gyatso wurde als Wiedergeburt des 13. Dalai Lama erkannt und zum politischen und religiösen Oberhaupt von Tibet ernannt. Als chinesische Truppen in seine Heimat einmarschierten, flüchtete der 14. Dalai Lama ins Exil nach Indien, von wo aus er versuchte, Autonomie für Tibet zu erkämpfen. Für sein pazifistisches Bemühen, das Tibetproblem mit China zu lösen, wurde 1989 mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Seit 1937 reist er in der westlichen Welt, lehrt Buddhismus und wirbt für eine friedliche Lösung der Tibetfrage. Der Dalai Lama folgt dem Prinzip der säkularen Ethik, sodass er sich für menschliche Werte unabhängig von Religion einsetzt und nicht nur für die Buddhisten eine ganz besondere vorbildliche Bedeutung trägt.

Vorbildlich ist…

Wenn ich nun all diese historischen und moralischen Vorbilder betrachte, fallen mir einige Aspekte ins Auge: Jeder von ihnen hat eine einzigartige Geschichte zu erzählen und setzte sich für die Dinge ein, die ihm/ihr am Herzen lagen. Auffällig finde ich, dass oftmals Pazifismus eine Rolle spielt und politische sowie auf Menschenrechte bezogene Themen wiederholt auftauchen. Deshalb gelten ein liebevoller und respektvoller Umgang mit unseren Mitmenschen und politische Gleichberechtigung wohl zu den allgemeingültigen Normen und Werten – ganz gleich, wo wir uns auf dieser Welt befinden.

Und wer ist dein Vorbild?

Vielleicht waren ja ein paar Persönlichkeiten dabei, die es dir angetan haben und deine Lust geweckt haben, sich ausführlicher mit diesen oder anderen Vorbildern zu beschäftigen. Weitere interessante und facettenreiche Beiträge zum Thema „Fantastische Helden und echte Vorbilder: Wer inspiriert dich?“ findest du regelmäßig hier in unserem Ideengeber-Magazin.

Text: Lou Antoinette Godvliet