Aller Anfang muss nicht schwer sein
Es ist das Jahr 2013: Sowohl Cora als auch Lara verbringen viel Zeit auf ihren Lieblingsblogs. Bei einem Sonntagstee reden die beiden wieder über ihre neuesten Internetfunde und schauen sich fragend an: „Sollten wir auch …?“. Zehn Minuten später wird bereits wild fantasiert – über Layout und Farbgebung, über Equipment und natürlich über den Inhalt. Musik und Reisen, ein wenig Mode – alles, was bewegt, möchten die beiden teilen.
Heute, inzwischen vier Jahre später, ist diese Idee zu einem echten Blog geworden. Der Deckmantel, unter dem über all diese Themen gebloggt wird, ist Coras und Laras Freundschaft. „Es ist wie ein großartiges Archiv unserer Freundschaft“, beschreibt Lara die Textbeiträge, Bilder und Videos, die in den letzten Jahren entstanden sind. „Man gibt sich mehr Mühe, die schönen Momente im Leben auch wirklich festzuhalten und aufzubereiten“, ergänzt Cora. Denn viel zu oft würde man im Urlaub aus Faulheit vielleicht doch die Spiegelreflexkamera im Zimmer lassen oder eben kein Video in stundenlanger Arbeit zusammenschneiden, wenn man ein Wochenende in Lissabon verbracht hat. Wenn jedoch ein Blog darauf wartet, mit Inhalt gefüttert zu werden, rafft man sich auf. Das schweißt zusammen.
Spieglein, Spieglein an der Wand – wer sind wir eigentlich?
Bloggen ist immer auch Selbstdarstellung. Man präsentiert die Sonnenseiten des eigenen Lebens und der Freundschaft – und gibt Privates der Öffentlichkeit preis. „Wir müssen schon darauf achten, nicht zu viel mit der Welt zu teilen und authentisch zu bleiben. Natürlich sind wir nicht immer perfekt geschminkt oder an exotischen Orten unterwegs“, gibt Cora zu bedenken. Trotzdem machen Blog, Instagram und Facebook-Seite natürlich manchmal diesen Eindruck. Den beiden ist jedoch wichtig, dass nicht jeder Moment der Freundschaft im Internet landet – viele schöne Nachmittage und gute Gespräche bleiben nicht dokumentiert und somit offline. Doch nicht nur eine Bloggerfreundschaft wird im Internet dargestellt, auch ohne einen eigenen Blog prägen #abffe, #bae und #bestie die Hashtaglandschaft. Bei Facebook ist das nicht anders: Ohne „Freundschaft“ – und ihre Darstellung im Netz – wäre das Medium nicht denkbar. Hier sollte jedoch das gleiche Prinzip gelten: Schöne Momente einer intimen Freundschaft dürfen genau in dieser Zweisamkeit bleiben und müssen sich nicht immer ihren Weg in die Öffentlichkeit bahnen.
Gemeinsam stärker
„Wir hatten am Anfang auch Respekt davor, was andere sagen würden“, gibt Lara zu, denn Bloggen sei doch nicht jedermanns Sache und von manchen als Internettrend abgeschrieben. Allein hätten die beiden sich wohl nicht getraut, ihr eigenes Leben durch dieses Medium darzustellen. Zu zweit haben sie sich jedoch gegenseitig Mut gemacht – und es nicht bereut. „Wir haben über die Jahre großartiges Feedback bekommen und treffen immer wieder Menschen, die begeistert von dem sind, was wir machen“, erzählt Cora. Die Bloggerfreundinnen erinnern sich an Festivals, die sie besuchen durften, Produkte, die sie testen konnten, und Menschen, die sie über das Bloggen kennengelernt haben. „Obwohl es viel Arbeit ist, gibt der Blog uns auch wahnsinnig viel zurück“, so Cora.
Mit guten Freunden macht man keine Geschäfte, oder?
Ein solches Langzeitprojekt gleicht einem Nebenjob, der viel Zeit und Kreativität abverlangt. Ein Sprichwort sagt: Mit guten Freunden macht man keine Geschäfte. Oft wird von Freunden davor gewarnt, gemeinsame Geschäftsideen umzusetzen oder auch nur eine Wohngemeinschaft zu gründen. Denn diese neuen Verpflichtungen strapazieren eine Freundschaft oft wie Heizungsluft das Haar im Winter. Doch wenn man Lara und Cora sieht, wie sie die Sätze des anderen beenden können – und versuchen, es doch nicht zu tun – sich bestätigend zunicken und Worte gleich betonen, weiß man: Geschäfte unter besten Freunden können doch funktionieren. „Es ist verrückt, dass wir uns wegen des Blogs noch nie gestritten haben“, überlegt Cora. Lara stimmt zu: „Jeder versucht, ähnlich viel Zeit in den Blog zu investieren und wenn eine von uns einmal im Stress ist, nimmt die andere gerne mehr Arbeit in Kauf.“
Dreht sich alles nur um euch?
Dieses Leben einer Onlinefreundschaft hat natürlich auch Auswirkungen auf die Wahrnehmung anderer. Manchmal wird eine der beiden gefragt, was die beiden denn abends vorhaben würden. „Und das, obwohl man nur mit einer von uns redet. Als würde es uns nur im Doppelpack geben“, erzählen sie. Obwohl die beiden Bloggerinnen auch im „echten Leben“ beste Freundinnen sind, gibt es natürlich noch andere wichtige Freundschaften, die in der medialen Selbstdarstellung zu kurz kommen. „Das ist wohl der Preis eines Blogs über nur eine Freundschaft“, sagt Lara. Gut, dass es noch ein Leben jenseits des Internets gibt. Und das sollte auch so bleiben.
Text: Lara Gahlow