Goethe und Schiller, Schopenhauer und sein Pudel Butz, Yin und Yang. Freundschaften bieten Ausgleich und Ungleichgewicht. Wir lernen, mit anderen zu leben, zu denken, zu fühlen und zu lieben. Fehler zu machen und uns zu verzeihen. Sich das größere Stück Sahnetorte zu nehmen, damit der andere nicht fett wird. Und jetzt können wir sogar sehen, dass Freundschaften unter Menschen eine lange Tradition haben.

Viele historische Berühmtheiten zeigen uns, was Freundschaft ausmacht – und holen das Maximum heraus. Obwohl… wer spricht davon, dass das nur unter Menschen funktioniert?

Goethe und Schiller: „Keine Freiheit – nur Liebe“

Dieser Fame von dem Typen macht mich noch verrückt – muss sich Johann Wolfgang von Goethe wohl gedacht haben, wenn er an Friedrich Schiller gedacht hat. Sicherlich etwas anders formuliert und sprachlich schöner ausgedrückt. Aber: Von Freundschaft war damals – Goethe hat gerade erst die Uni verlassen – noch nichts zu erahnen. Während sein „Werther“ gerade auf dem besten Weg war, in Vergessenheit zu geraten, landete Schiller mit Bestsellern wie den „Räubern“ oder „Kabale und Liebe“ einen Höhenflug nach dem nächsten. Auf einer Party kommt es zum Wiedersehen der konkurrierenden Literaten: Goethe ignoriert Schiller – doch dieser lässt nicht locker. Er schreibt Goethe, erhält Antwort. Niemals aufgeben! Über die Wahlfreundschaft mit Goethe sagt Schiller später: „Dem Vortrefflichen (also Goethe) gegenüber gibt es keine Freiheit als die Liebe.“ Schiller schreibt in Briefen, was er von Goethes Werk hält. Der fängt an, Rat und Lob seines früheren Rivalen zu schätzen. „Fahren Sie fort“, schreibt er zurück, „mich mit meinem Werk bekannt zu machen.“ Manchmal muss man seine Wertschätzung wohl aufdrängen. Das Ergebnis kann dann eine poetische Beziehung auf hohem literarischen Level sein. Den Fame teilen die beiden sich bis heute.

Abaelard und Heloise: Reiz, Glut und Unersättlichkeit

Paris. Mittelalter. Die innige, freundschaftliche Beziehung zwischen dem Theologen Petrus Abaelardus (kurz: Abaelard) und seiner Schülerin Heloise hätte ein dramatisches Ende finden können, als Bekannte des Gelehrten ihn schwer verletzten: Eine enge Beziehung mit einer jungen Frau zu führen, noch dazu mit einer Schülerin! Das schickte sich damals nicht. Auch heute werden Menschen dafür noch schief angeschaut. Doch Abaelard und Heloise ließen sich von den Rufen ihrer Bekannten nicht beirren. Wer Abaelards und Heloises Briefwechsel verfolgt, liest vor allem eins heraus: Abaelard brachte seiner Studentin viel nahe, doch sicherlich nicht die Theologie. Zitat aus einem seiner Briefe: „Zuerst ein Haus, dann ein Herz und eine Seele. Unter dem Deckmantel der Wissenschaft gaben wir uns ganz der Liebe hin und unsere Beschäftigung bot uns von selbst die Gelegenheit des Alleinseins, wie Liebende sie wünschen. (…)“ Und so liebte Abaelard seine Heloise über alle Grenzen der (damals üblichen Definition von) Vernunft hinaus. Doch die Beziehung schien sich in gegenseitigem Einvernehmen zu entwickeln und so waren es dann nur die Nahestehenden der Freunde, die dem Konventionsbruch mit Gewalt ein Ende setzen wollten. Vergebens.

Schopenhauer und sein Pudel Butz: Ein Mensch, ein Hund

„Woran sollte man sich von der endlosen Verstellung, Falschheit und Heimtücke der Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann?“ Schreibt der Philosoph Arthur Schopenhauer und stellt seinem Pudel Butz – wie jeden Morgen – eine Schüssel Wasser hin. Wegen ihm musste er übrigens aus seiner Wohnung in der Schönen Aussicht 17 in Frankfurt raus. Dass er mit seinem Pudel Butz mehr als nur die Wohnung teilte, wirkte wohl irritierend auf einige seiner Zeitgenossen. So zog er auf Anraten seines Vermieters kurz vor seinem Tod in die Schöne Aussicht 16. Dort funktionierten Butz und Schopenhauer bestens als WG-Bewohner: Während es zu Butz‘ Tagewerk gehörte, den Futternapf anständig auszulecken, eroberte sein Herrchen die Weltbühne der Philosophie. Selten hat die Literatur so unterschiedliche Freunde gesehen – doch wahre Freundschaft hält sich nicht an Regeln.

Es ist kompliziert. Wie vielschichtig doch Freundschaft sein kann! Hier wird sie einem nicht gegönnt, da fühlt man sich selbst deplatziert – und generell ist doch Freundschaft auch von der Tagesform abhängig. Oder? Unsere Prominenten lehren uns einiges über die Bindung zu Mensch und Tier – doch was denkt ihr?

Eins ist wohl klar: Freundschaft ist … bunt! In der 47. Wettbewerbsrunde „jugend creativ“ wollen wir das zum Thema machen. Bis zum 24. Februar 2017 könnt ihr helfen, mit euren bunten Beiträgen in der Kategorie Bildgestaltung und Kurzfilm, Ordnung ins Definitionschaos hereinzubringen – und Preise gewinnen. Infos auf dieser Website.

Text: Gustav Beyer