Kunst kommt nicht von ungefähr
Wer kennt sie nicht, die Superhelden, die regelmäßig unsere Welt retten? Im ersten Programmpunkt des Tages wird den jungen Nachwuchskünstler aus der Altersgruppe der 15- bis 20-jährigen gleich gezeigt, wie diese Helden zeichnerisch zum Leben erweckt werden. Mit Bleistift und Papier ausgestattet lernen sie Schritt für Schritt, wie Spiderman entsteht. Sie kommen aus Frankreich, der Schweiz, Finnland und Deutschland und haben in ihrem jeweiligen Land den ersten bis dritten Platz belegt. Jetzt sind sie hier zusammen in Paris und verbringen spannende Tage zusammen: So lauschen sie beispielsweise gespannt als Olivier Besson, der lange bei Disney in der Animation gearbeitet hat, aus seinem Leben als Künstler berichtet. Man muss nämlich wie ein Profisportler jeden Tag üben und sich die Tricks und Kniffe dabei von den großen Künstlern via Internet oder in den Museen abschauen. „Don’t be shy to start!“ fügt er noch hinzu. Seine Erfahrungen machen auch dem jungen Nachwuchs Mut, ihr Berufsziel weiter zu verfolgen.
Ein digitales und persönliches Kunstwerk
Dass die Teilnehmer wirklich sehr viel Talent haben lässt sich an den Werken, die es in die Endrunde geschafft haben, deutlich erkennen. In einem digital erzeugten Bild beschäftigte sich beispielsweise die 16-jährige Sarah mit einer fiktiven Erfindung, die es erlaubt, Erinnerungen erneut zu erleben. Dabei hat sie auch Persönliches eingeflochten, denn der kleine Hund darauf ist ihr eigener. Mit diesem kreativen Werk belegte sie schließlich in Deutschland den dritten Platz.
Nach dem Mittagessen mit Pasta und – wir sind ja in Paris – bunten Macarons, bei dem erst einmal die Social-Media-Kanäle mit den zahlreichen Eindrücken aktualisiert wurden, können jene eben noch auf Papier gezeichneten Helden direkt live in Action erlebt werden. Bei einem Dance off kämpft die Schwarze Witwe gegen den Bösewicht Loki. Spiderman und Thor kommen ihr zu Hilfe und gemeinsam können sie ihn schließlich abwehren.
Erfindungen sind nicht immer ein Segen
Superhelden kommen in Sophies Kunstwerk zwar nicht vor, nichtsdestotrotz beschäftigt sich die 19-jährige mit einem Thema, das lange die Welt in Angst versetzte. Während wir den Hollywood Boulevard entlang schlendern erzählt sie mir, dass viele Teilnehmer zukunftsgerichtete Erfindungen als Thema gewählt haben. Sie aber hat den Blick bewusst in die Vergangenheit gerichtet und sich sehr kritisch mit der Erfindung der Atombombe beschäftigt. Mithilfe einer Collage-Technik, einer 50er-Jahre-Plakat-Ästhetik sowie einer Prise Sarkasmus, kritisiert sie deren politische Verherrlichung und belegte damit deutschlandweit den zweiten Platz. Ähnlich reflektiert beschäftigte sich auch die 18-jährige Ella mit dem diesjährigen Thema des Malwettbewerbs. Ein übergroßer Wissenschaftler, der Reagenzgläser mit menschlichen Experimenten in den Händen hält und sich in einer unheilvoll wirkenden Kulisse befindet, macht die Aussage dahinter klar: Nicht alles, was forschungstechnisch heute möglich ist, ist auch immer sinnvoll. Oft bergen neue wissenschaftliche Verfahren erst einmal unüberschaubare Risiken. Mit dieser kritischen Auseinandersetzung landete sie auf dem ersten Platz. Damit konkurriert sie nun mit den ersten Bundesiegern aus den anderen Ländern um den Sieg auf europäischer Ebene. Ihre Künstlerkolleginnen drücken ihr bereits jetzt die Daumen: „Wir sind Team Ella!“, proklamiert Sophie siegesgewiss.
Jetzt wird es ernst
Nach so einem erlebnisreichen Tag, gibt es jetzt erst einmal eine kleine Auszeit. Dabei werden Souvenirs gekauft, Disney-Musik gehört und sich für die Preisverleihung am Abend hergerichtet. Dann ist es soweit: die Türen zu dem festlichen Saal öffnen sich. Die Besucher drängen sich gleich um die ausgestellten Kunstwerke. Diese Wertschätzung für ihr künstlerisches Schaffen genießen die Teilnehmer sehr und es macht sie stolz. Für sie ist die Kunst nicht einfach nur ein Hobby. Ella beispielsweise beginnt diesen Herbst ein Studium der Bildenden Künste in Dresden. Für sie alle ist die Kunst ein wichtiger und zentraler Bestandteil ihres Lebens. Und nachdem zuerst die nationalen Gewinner des Gastgeberlandes Frankreich geehrt wurden, werden anschließend die Sieger auf europäischer Ebene gekürt. And the award goes to… Ella! Deutschland fährt also dieses Jahr den Sieg ein! Ella strahlt und hält den kunstvoll geschwungenen Pokal in den Händen. „Es fühlt sich super an!“ Und um die besten Nachwuchskünstler Europas noch mehr zu würdigen, schaut Spiderman noch höchstpersönlich als Special Guest vorbei und lobt deren außergewöhnliches Talent.
Ein aufregender Tag klingt anschließend bei Cocktails, Fingerfood und Erinnerungsfotos aus dem Fotoautomat langsam aus. Vorbei ist er aber noch nicht: denn jetzt heißt es, den Sieg gebührend zu feiern. Dazu gibt es Elektropop vom Feinsten: Bob Sinclar, Klingande und weitere Größen der Elektomusikszene legen auf und spielen bis weit in die Nacht hinein bekannte Chartshits. Alors, on danse? Alors on danse!