Schillernde Helden gibt es in Filmen wie Sand am Meer. Deshalb haben wir für euch einmal die Charaktere beleuchtet, deren heroische Züge nicht sofort sichtbar werden. Film-Experte Philipp Aubel erklärt, warum wir Anti-Helden so mögen.

 

„Fantastische Helden und echte Vorbilder“ – das ist das Motto des diesjährigen jugendcreativ Wettbewerbes. Aber warum geht es denn immer nur um Helden? Wie sieht es denn mit Anti-Helden aus? Die Menschen mit Schwächen, Fehlern und Gefühlen? Können sie nicht auch gute Vorbilder sein?

Während die Helden nämlich ohne jeden Makel und ohne Ecken und Kanten immer alles perfekt machen, vollbringen manche Anti-Helden ihre Heldentaten entweder widerwillig oder mit so gar nicht heroischen Methoden. Aber, und das ist das Wichtigste: Auch sie vollbringen Heldentaten. Wir haben für dich Philipp Aubel vom Bundesverband Jugend und Film e.V. interviewt und mit ihm über Antihelden, Kurzfilme und seine Filmkünste gesprochen. Er sitzt nämlich in der Jury des „jugend creativ“-Filmwettbewerbs.

Um was geht es beim Video-Wettbewerb?

Auch der Kurzfilm-Wettbewerb  von „jugend creativ“ steht dieses Jahr unter dem Motto „Fantastische Helden und echte Vorbilder. Was inspiriert dich?“. Die Kinder und Jugendlichen können ihre Vorstellungen von Held-sein und mutig-werden mit Hilfe des Mediums Kurzfilm vermitteln. Sie sollen Vorbilder und Idole kritisch hinterfragen und sich künstlerisch-kreativ mit diesem Thema auseinandersetzen. Ich schätze, es werden u.a. Superhelden-Filme, Alltagshelden-Geschichten, Kurzdokumentationen über persönliche Vorbilder und kritische Filme über Idol Verehrungen eingereicht. Ich bin sehr gespannt.

Jetzt hast du nur von Helden gesprochen. Wie sieht es denn mit Anti-Helden aus?

Typische Anit-Helden können der Verlierer-Typ oder gebrochene Persönlichkeiten sein, die durch ihre Charakterzeichnung dem Zuschauende sympathisch sind. Zum Beispiel das Faultier Sid aus der Ice-Age-Reihe. Er ist ein sympathisch-lustiger Verlierer-Typ. Oder auch Eiskönigin Elsa, eine gebrochene Persönlichkeit, die ihre Gabe verstecken muss.

Was unterscheidet Helden und Anti-Helden?

Der Anti-Held kann eine Haupt- oder wichtige Nebenfigur eines Films sein, er ist jedoch niemals Widersacher. Er zeichnet sich durch eine Schwäche aus, wie Sid mit seiner Tollpatschigkeit oder Shrek als hässlicher Anti-Held. Der Anti-Held macht oft eine Wandlung im Film durch oder gelangt zu einer Erkenntnis. Der Held hingegen wird als tugendhaft und edel dargestellt. Große Aufgaben und Hindernisse müssen von ihm im Sinne einer klassischen Heldenreise überwunden werden. Oft werden Helden mit kleinen Schwächen gezeichnet, um sie dem Zuschauenden sympathisch zu machen. Wie zum Beispiel James Bond als klassischer Held. Natürlich können Helden auch weiblich sein!

Brauchen gute Filme einen Anti-Helden?

Definitiv ja. Filme mit Anti-Helden werden durch diese gehaltvoller und spannender. Die Filme schöpfen dann das ganze Spektrum an Emotionalität aus.

Wärst du lieber der Anti-Held oder der Held des Films?

Ich wäre lieber der Anti-Held, da diese oft eine tiefere Charakterzeichnung haben. So interessant an ihnen ist, dass sie ganz menschlich mit ihren Schwächen, Zweifel und Fehlern gezeigt werden.

Wenn ich einen Kurzfilm mit einem Anti-Helden mache, worauf sollte ich beim Storytelling achten?

Wichtig ist, die Figur mit ihren Schwächen und Fehlern sympathisch darzustellen. Des Weiteren sollte die Figur aus ihren Fehlern lernen beziehungsweise ihre Schwächen überwinden. Aufpassen sollte man auch, dass der Anti-Held nicht zum Gegner des Helden wird.

Wie bewertest du die Filme beim Videowettbewerb?

Ich achte bei der Bewertung auf Originalität und Idee. Das Motto „Helden/Vorbilder“ sollte dabei erfüllt und umgesetzt sein. Das technische Niveau ist mir dabei nicht so wichtig. Die Regeln des Filmemachens sollten beachtet sein.

Drehst du denn auch selbst Filme?

Schon früh habe ich mich für Film und Serien begeistert. Diese Begeisterung hat mich auch über Umwege zur Jungen Filmszene und zur Werkstatt der Jungen Filmszene geführt. Meine eigenen Versuche bleiben besser in der Schublade. Dafür fördere ich lieber die Projekte junger talentierter Filmschaffender.

Wie würde dieses Jahr dein Kurzfilm dazu aussehen?

Gute Frage: Es wäre auf jeden Fall ein Film mit einem Anti-Helden in der Hauptrolle, der die ein oder andere Gefahr überwinden muss. Eine kleine Geschichte aus dem Alltag, die sich gut in einen 10-Minüter verpacken lässt.

Na? Hast du Lust bekommen einen spannenden oder lustigen Film zum Thema Helden und Vorbilder zu drehen? Schnapp dir deine Freunde und eine Kamera und lege los. Und vergesse nicht auch einen Anti-Helden einzubauen, damit dein Film noch spannender und interessanter wird. Hier findest du alle Infos zum Filmwettbewerb. Viel Spaß beim Drehen.

Text: Andrea Lindner