Überall sind wir online – und in der Schule nicht? Viele Initiativen integrieren inzwischen die neuen Medien in den Unterricht. Aber wie wär’s mit dem Fach „Internet“? Franzi hat sich mit Dr. Klaus-Jürgen Buchholz von der Niedersächsischen Landesmedienanstalt über Medienkompetenz bei Schülerinnen und Schülern unterhalten.

Facebook, WhatsApp, Handy und Co. sind für viele von uns zum festen Bestandteil unseres Lebens geworden. Wir kommunizieren mit Freunden und der Familie. Wir posten Fotos und lassen die Welt an unserem Leben teilhaben.

Einige wissen, was die vermehrte Mediennutzung für gute aber auch schlechte Seiten mitbringt, andere nicht. Um aufzuklären und die bewusste Nutzung der Medien voranzutreiben, gibt es in Niedersachsen die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM), welche sich um die Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern kümmert. Dabei bindet sie nicht nur die Jugendlichen selbst ein, sondern auch vorzugsweise die Lehrer und Eltern.

„Medienkompetenz lässt sich knapp nach Dieter Baake definieren. Es geht um Medienkunde, Mediennutzung, Medienkritik und Mediengestaltung“, erklärt mir Dr. Klaus-Jürgen Buchholz, Abteilungsleiter für Bürgerrundfunk und Medienkompetenz der NLM. „Das Wichtigste ist dabei für mich die Mediengestaltung. Wer Medien selbst macht, wird gleichzeitig mit den anderen drei Kategorien von Medienkompetenz in Berührung kommen.“

Datenschutz als Selbstschutz begreifen

Jeder nutzt Medien auf seine Weise und viele haben auch schon einen gewissen Grad an Medienkompetenz. Doch trotzdem gibt es noch viele Fragen zu beantworten und auf Vieles hinzuweisen, meint Buchholz. „Die Jugendlichen scheuen sich nicht einfach auf den roten Knopf zu drücken und zu sehen was passiert. Sie sind neugierig und offen für Neues. Besonders der Datenschutz, Sicherheit im Allgemeinen und geistiges Eigentum können dabei aber schnell zum Problem werden. Datenschutz soll als Selbstschutz gesehen werden“, beschreibt Buchholz die Thematik. Oft, so Buchholz, ist den Jugendlichen nicht direkt bewusst welche Reichweite  ihre Postings in sozialen Netzwerken haben. „Wenn ein Jugendlicher ein Foto hochlädt, ist es schwerer wieder zurückzuholen, als einige denken. Die Jugendlichen müssen ihr Selbstbild herausfinden. Ist dieses Foto gut oder schlecht? Was passiert wenn ich es in einem sozialen Netzwerk hochlade?“ Zudem gibt es die Problematik des geistigen Eigentums. „Wenn Jugendliche Musik oder Fotos runterladen, kann es schnell rechtliche Konsequenzen geben. Das wird dann schnell teuer, wenn zum Beispiel eine Plattenfirma auf Urheberrecht klagt. Oft müssen dann die Eltern einstehen“, erklärt Buchholz.

„Soziale Medien sind Alltag, aber sie müssen auch gelernt werden.“

Besonders Lehrer und Eltern werden durch Projekte des NLM’s unterstützt. Die Sensibilisierung für neue Medien sei sehr wichtig, erklärt Buchholz. „Verständnis gegenüber den Jugendlichen zu haben, ist ein wichtiges Thema. So können die Jugendlichen ihre eigene Meinung zum Internet  bilden. Ein Vertrauensvorschuss seitens der Eltern ist hier wichtig. Soziale Medien sind Alltag aber sie müssen auch gelernt werden“, erläutert der NLM-Abteilungsleiter. Nicht nur Eltern müssen eingebunden werden, auch Lehrer sind in der Verantwortung.

Von 7500 Teilnehmern an den Projekten im letzten Jahr, waren fast dreiviertel der Teilnehmer Lehrer. „Man kann neue Medien zum Beispiel in den Deutschunterricht mit einbinden. Klar haben viele Jugendliche ihre Smartphones auf dem Tisch. Verbieten bringt da oft nichts. Sie einzubinden, wäre eine gute Alternative.“

Ein Fach Internet hält Buchholz aber für kaum durchsetzbar. „Bildung ist Ländersache. Einen gemeinsamen Konsens zu finden daher schwierig. Curricula und die Ausbildung der Lehrkräfte müssten angepasst werden. In Thüringen gab es schon einmal diesen Ansatz, doch mittlerweile ist das Fach nicht mehr verpflichtend.“

Nicht nur Projekte in Niedersachsen

Durch die Projekte der NLM  und weitere Organisationen wird trotzdem Medienkompetenz an die Schulen gebracht. Die Resonanz auf die Projekte der NLM ist laut Buchholz durchweg positiv. „Wir  haben sechs ausgebildete Medienpädagogen bei uns, die unsere Projekte leiten. Sie lehren Lehrern, wie sie Medienkompetenz an ihre Schüler weiter vermitteln. Außerdem bilden wir Multiplikatoren aus. Hier werden Laien zu Medienkennern und Vermittlern von Medienkompetenz“, erklärt Buchholz. Auch in anderen Bundesländern gibt es solche Projekte. In Baden-Württemberg werden unter anderen durch das Kindermedienland BW verschiedene medienbezogene Projekte angeboten und auch in anderen Bundesländern, wird die Medienkompetenz immer mehr gefördert. Was hier wohl als wichtiger Grundsatz immer gelten wird: Die Regeln, die im echten Leben gelten, gelten auch im Internet. „Ich hoffe, dass in zehn Jahren die Dinge, die heute problematisch sind, nicht mehr problematisch sind und, dass der Unterschied der Medienkompetenzen zwischen Jung und Alt geringer wird. Wie sagt man so schön? – Das wächst sich aus!“, prophezeit Buchholz abschließend.

Das Internet als Ideengeber?

Ihr seid bereit, euch den Medien zu stellen und kreativ zu werden? Dann schnell an den Malkasten oder an die Kamera. Bis zum 20. Februar 2015 könnt ihr euch noch beim jugend creativ-Wettbewerb mitmachen. Lasst eurer Fantasie zum Thema „Immer mobil, immer online: Was bewegt dich?“ freien Lauf und gewinnt eine Woche Kreativferien oder tolle Geld- und Sachpreise.

Text: Franziska Bulle