Welchen Traumberuf hatten Schriftsteller als sie Kinder waren? Und ist das Autorendasein eigentlich ein Traumberuf? Gustav und Holm haben auf der Leipziger Buchmesse mit einigen Autoren über Leiden und Leidenschaft im Schreiben gesprochen. Die Aussagen waren klar und deutlich, es ist nicht immer einfach Autor zu sein. Und doch waren sich alle einig: eintauschen wollen sie ihren Traumberuf nicht!

Text und Fotos: Gustav Beyer und Holm Kräusche

Markus Heitz, 42, Autor von „Die Legenden der Albae: Tobender Sturm“, erscheint im Piper Verlag, März 2014

„Mein Kindheitstraum war tatsächlich mir Geschichten auszudenken. Klingt jetzt voll nach einem Klischee, aber es ist tatsächlich so. Das hat sich bis heute nicht geändert: Ich habe davon geträumt, das zu tun, was ich heute tue. Also ist das, was ich heute tue, die Erfüllung meines Traums. Wär ich ja blöd, wenn ich jetzt sage: Eigentlich will ich was ganz anderes. Der Vorteil ist, dadurch dass ich mir den Traum erfüllt habe, bin ich extrem entspannt und sehr glücklich mit dem, was ich tue. Aber jeder muss selbst herausfinden, was sein Traumberuf ist. Es ist nicht erstrebenswert zu sagen: Ich will unbedingt Autor werden, weil ich gehört habe, dass das toll sein soll. Darum geht es nicht, sondern darum, das zu tun, was man machen möchte.“

Benjamin Stein, 44, Autor von „Das Alphabet des Rabbi Löw“, erschienen im Verbrecher Verlag, März 2014

„Als Kind wollte ich Schriftsteller werden. Allerdings hatte ich mir das damals anders vorgestellt. Ich dachte an ein großbürgerliches Leben mit Nobelpreis und Villa im Grünen. Ich wollte berühmt werden. Das Streben nach Erfolg ist etwas, das als Kindheitstraum taugt, damit man sich auf den Hosenboden setzt. Als Lebensmantra ist es aber nicht geeignet. Wir kommen alle mit einer Aufgabe auf die Welt, der wir nicht ausweichen können. Selbst wenn wir uns vornehmen, ein Leben lang im Bett zu liegen, kommen wir nicht drum herum. Schriftsteller zu werden ist keine solche Aufgabe. Du solltest ein ausgefülltes Leben haben, einen Beruf, der nichts mit Literatur zu tun hat, einen Sack voll Kinder. Wenn dir eine tolle Geschichte einfällt – warum nicht. Ob sich ein Publikum dafür findet, wird sich zeigen. Ich denke allerdings beim Schreiben nicht ans Publikum. Erfolg wird überschätzt, sage ich heute, denn als Lebensinhalt wäre Erfolg ziemlich fad.“

Kirsten Boie, 64, Autorin von „Es gibt Geschichten, die kann man nicht erzählen“, erschienen im Oetinger Verlag, Oktober 2013

„Ich habe mir als Kind gewünscht, später Bücher zu schreiben, weil mir ständig was eingefallen ist. Man muss sich immer auf den Weg zu einem Ziel machen. Manchmal gelangt man ja auch auf Umwegen ans Ziel. Ich glaube aber nicht, dass Schriftsteller heute noch ein Traumberuf ist. Viele Jugendliche durchschauen, dass der Beruf sehr viel Anstrengung verlangt und nicht alle reich macht. Trotzdem wird das Buch nicht sterben. Es ist das einzige Medium, das mir den Blick in andere Köpfe ermöglicht. Ich denke die Gedanken der Figuren und sehe die Welt aus ihren Augen. Das erweitert meinen Horizont… Für mich persönlich ist Autorin deshalb tatsächlich mein Traumberuf.“

Bernhard Hennen, 48, Autor von „Drachenelfen – Die gefesselte Göttin“, erscheint im Heyne Verlag, November 2013

„Ich wollte lange Zeit Archäologe werden, in meinen ersten acht Lebensjahren war das mein Traum. Tatsächlich habe ich als eines meiner Fächer Archäologie studiert. Wenn man Träume zumindest mal ein bisschen gelebt hat, dann kann man sich auch leichter von ihnen trennen. Mein Traum heute ist jedes Jahr der gleiche: den Abgabetermin für meinen neuen Roman ohne Probleme zu schaffen. Und jeden Sommer wird es aufs Neue schwierig. (lacht) Der Beruf des Autors ist gleichzeitig ein Traum und ein Albtraum: Wenn mich Leute danach fragen, warne ich sie immer zuerst. Man muss eine gewisse Leidenschaft mitbringen, wobei die Betonung auf Leiden liegt. Auf der anderen Seite hat man das Privileg einen Traum zu leben.“