Teilen statt wegwerfen: Marco engagiert sich für Lebensmittel. Er rettet sie vor der Tonne und verteilt sie über das foodsharing-Netzwerk. Als moderner Robin Hood möchte er aber nicht gesehen werden. Ideengeberin Julia wollte von ihm wissen, wie foodsharing funktioniert und was eine Schnippelparty ist.

von Julia Weise

 

„Zum ersten Mal habe ich mir nach meiner Rückkehr aus Kuba Gedanken über Lebensmittelverschwendung gemacht. Auf Kuba wirft niemand Essensreste weg. In Deutschland ist das ganz anders!“ Marco studiert in Halle (Saale) Romanistik und war Anfang 2013 für ein Auslandssemester in Havanna. Zurück in Deutschland wollte er etwas gegen die Lebensmittelverschwendung unternehmen. Dabei erfuhr er zufällig vom foodsharing-Netzwerk.

Wie werden Lebensmittel gerettet?

Ziel von foodsharing ist es, Lebensmittel von Supermärkten, Restaurants und anderen Betrieben vor dem Wegwerfen zu retten. Schon über 10.000 Menschen haben sich in vielen deutschen Städten zu Gruppen zusammengeschlossen, um die Rettungsmission zu organisieren. Dabei fragen sie Lebensmittelbetriebe, ob sie die übrig gebliebenen Lebensmittel nach Ladenschluss bekommen dürfen. Diese werden dann meist über eine Facebook-Gruppe verteilt. Dabei gilt das Prinzip: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Es gibt also niemanden, der entscheidet, wer Anrecht auf Brokkoli oder Bananen hat. Wer sich rechtzeitig gemeldet hat und damit Lebensmittel bekommen darf, muss diese dann an einem bestimmten Ort abholen. Dieses Verteilen von Lebensmittel gilt inzwischen nicht mehr nur für Betriebe. Auch einzelne Personen können in die Facebook-Gruppe schreiben, dass sie ein halbes Stück Käse oder eine Paprika übrig haben. Bevor die Lebensmittel schlecht werden, kann sie jemand anderes verbrauchen. Hauptsache, nichts wird weggeschmissen.

Mit Schnippelpartys gegen die Lebensmittelverschwendung

Eine solche Gruppe hat Marco vor zwei Jahren in Halle gegründet. Zuerst musste er Mitglieder finden. Als er seine Idee verbreitet hatte, ging das ziemlich fix. Die erste Aktion von foodsharing Halle war dann die Vorführung des Films „Taste the Waste“ (2011). Der Dokumentarfilm zeigt den verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln weltweit. Knapp 200 Leute kamen und seitdem wurde foodsharing immer bekannter.
Inzwischen hat die Gruppe über 3.000 Mitglieder. Täglich werden Lebensmittel verteilt. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Die Gruppe um Marco wollte mit öffentlichen Aktionen viele Menschen auf die Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen. Im Sommer organisierten sie eine große „Schnippelparty“. Was da gefeiert wird? Das gerettete Essen. Für die Party fragten sie Supermärkte nach Lebensmitteln, die nach Ladenschluss weggeworfen worden wären. Dabei kamen 60 Kilogramm zusammen. Gleichzeitig luden sie über Facebook viele Leute ein, die das ganze Essen verarbeiten sollten. So schnippelten und kochten einen Nachmittag lang über 100 Menschen Lebensmittel, die sonst in der Tonne gelandet wären. Die nächsten Schnippelpartys sind wegen dem Erfolg schon geplant.

Nachmachen erwünscht

Marco geht es nicht um Bedürftigkeit. Wer die Lebensmittel bekommt, steht nicht im Vordergrund. „Es geht mir nicht darum, Bedürftigen die Lebensmittel zu geben. Natürlich können aber Leute nach Essen fragen und bekommen dieses auch meist.“ Im Fokus seines Engagements steht auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen und diese zu verhindern. Doch je bekannter sein Projekt wird, desto mehr macht sich Marco Gedanken über seine gesellschaftliche Rolle. Ihm gefällt die Aufmerksamkeit, die sein Projekt bekommt, sich selbst nimmt er dabei aber nicht so wichtig. „Im Grunde könnte das jeder machen.“

Vorbilder als Inspirationsquelle

Seht ihr Marco als Vorbild – oder kennt ihr sogar noch andere Vorbilder? Wer inspiriert euch? Habt ihr das rausgefunden, macht mit beim diesjährigen Wettbewerb „Fantastische Helden und echte Vorbilder: Wer inspiriert dich?“ Wie ihr das darstellt, ist eurer Kreativität überlassen. Eure Beiträge sollten uns bis zum 19. Februar 2016 beziehungsweise bis zum 2.Februar 2016 für Teilnehmer aus Bayern erreichen. Weitere Infos findet ihr unter dem Stichwort „Wettbewerb“.

Foto: Foodsharing Halle, cc-by Lizenz