„Wann sehen wir uns und können mal wieder so richtig quatschen?“, die Freiminuten neigen sich dem Ende zu und es gibt noch Gesprächsstoff für einige Stunden. Aber der Fakt, dass wir uns in wenigen Wochen wiedersehen werden, lässt mein Herzchen Freudensprünge machen. Celina und ich kennen uns nun seit 18 Jahren. Wir waren zusammen im Kindergarten, in der Grundschule und haben jahrelang Tür an Tür gewohnt. An ein Kennenlernen kann ich mich nicht erinnern. Sie war einfach da. Von Anfang an. Wir haben zusammen Ballett getanzt, Handball gespielt und uns stundenlang mit unseren Barbies im Zimmer eingeschlossen. Im Sommer standen Rad- und Inlinertouren auf dem Programm und zusammen haben wir jeden Stein in unserem Viertel erkundet. Das nahegelegene Freibad war unser Revier. Gemeinsam haben wir kitschige Mädelsabende verbracht, auf unserem geheimen Baumhaus am Rhein über unsere Teenie-Probleme beraten und heimlich auf der Rheinwiese übernachtet.
Celina und Lisa (re.) im Kindergarten
Celina und Lisa (re.) heute
Komme, was wolle
Im Gegensatz zu meinen Freunden aus dem Studium kennt sie alles von mir und umgekehrt. Celina hat gefühlt jeden Schritt in meinem Leben miterlebt. Vom ersten Wackelzahn bis zur ersten eigenen Wohnung. Seit Jahren liest sie ohne Knurren und Murren – zu jeder Tages- und Nachtzeit – sämtliche Nachrichten von mir und meinem Verflossenen. Celina ist die Freundin, die nachts um vier ins Auto steigt, wenn ich sie anrufe. Und weil uns das zusammen Aufwachsen so miteinander verbunden hat, konnte weder der Schulwechsel, noch längere Auslandsaufenthalte und nicht mal ihr Studium im Ausland dieser Freundschaft etwas anhaben.
Was wir teilen: unsere feministische Halsschlagader
Obwohl wir auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten: Sie gern schick, ich eher leger, bei ihr darf morgens die Nutella auf dem Brot nicht fehlen, ich freue mich über ein leckeres Käsebrötchen, sie tanzt zu Haftbefehl, ich singe lauthals bei Clueso mit, sie geht gern analytisch an Probleme heran, bei mir entscheidet das Gefühl, sie schwärmt für die 80er, ich für Woodstock… Was uns verbindet ist das Interesse an Kultur und Politik, die Freude an Museen, Theater und Lesungen, die Lust auf kontroverse Diskussionen und die feministische Halsschlagader. Gemütliche Abende und gute Gespräche genieße ich mit Celina am meisten. Und ob sie mir nun eine Lösung für meine Beziehungsprobleme oder aber für den Weltfrieden präsentiert – ich kann mich immer zu hundert Prozent auf ihre Kompetenz verlassen. Weil sie mich kennt, weil ich sie kenne. Weil wir wissen, wie die andere tickt und was die andere bewegt. Und vor allem, weil ich mir sicher sein kann, dass wir auch noch in 50 Jahren – mit grauem Haar, faltiger Haut und den dritten Zähnen – im Schaukelstuhl sitzen und uns über uns und unsere langjährige Freundschaft freuen.
„Freundschaft ist … bunt!“
Jeder von uns hat diese eine besondere Freundschaft, die das Leben durch gemeinsame Abenteuer, aber auch Sicherheit und Halt bereichert. Freunde sind das, was uns ausmacht.
Darum ruft der 47. Internationale Jugendwettbewerb unter Motto „Freundschaft ist … bunt!“ dazu auf, dich mit der Vielfalt und Einzigartigkeit von Freundschaften auseinanderzusetzen. Bundesweiter Einsendeschluss ist der 24. Februar 2017.
Text: Lisa Winter
Fotos: privat