Freundschaft ist ein internationaler Begriff. Ideengeberin Laura war für einen Schüleraustausch drei Monate in Neuseeland und erzählt uns, wie sich Rituale unter Freunden dort von unseren unterscheiden.

Wir tun viele Dinge, um eine Freundschaft aufrechtzuerhalten, und jeder Kulturkreis hat seine eigenen Sitten und Bräuche dafür. In Deutschland haben wir zum einen Dinge wie Poesiealben, welche besonders im Kindesalter verbreitet sind und zum anderen Traditionen wie gemeinsame Aktivitäten – zum Beispiel Grillfeste im Sommer.

Doch welche Freundschaftstraditionen pflegen andere Kulturkreise?

Ich habe einen dreimonatigen High-School-Aufenthalt in Neuseeland gemacht und konnte die Freundschaftsrituale vor Ort kennenlernen. Auf den ersten Blick scheint die neuseeländische Kultur der deutschen sehr ähnlich zu sein, doch bei genauerem Hinsehen laufen viele Dinge dann doch irgendwie anders. Ich kann mich an keinen Kindergartenfreund in Deutschland erinnern, der nicht in eines meiner beiden Poesiealben geschrieben hat. Meine beiden jüngeren Gastbrüder (beide im Grundschulalte) besitzen allerdings kein Poesiealbum. Ich muss auf meiner Suche nach Ritualen in Neuseeland etwas genauer hinschauen.

Gemeinsam Kochen

Eine weit verbreitete Tradition in Neuseeland ist es gemeinsam mit Freunden zu kochen. Hierbei bringt jeder Gast etwas mit, woraus dann alle gemeinsam ein Gericht zubereiten.

Begrüßungsküsse und -umarmungen

Eine typische Begrüßung unter Freunden sind Umarmungen und weibliche Freunde, wie auch in Frankreich üblich, auf die Wange zu küssen. Ob man einen Freund umarmt hängt unter anderem davon ab, wie gut man befreundet ist und wenn man sich länger nicht gesehen hat, ist der „Hug“ ein Muss. Ansonsten ist Hände schütteln – wie in Deutschland auch – üblich.

Unterschiede zwischen Jung und Alt

Junge Erwachsene haben im Grunde genommen die gleichen Interessen wie wir sie von der deutschen Kultur her kennen: Sie treffen ihre Freunde, um gemeinsam Filme zu schauen, zu lernen, Sport zu machen oder einfach nur herumzuhängen. Einen wesentlichen Unterschied gibt es hier zu Erwachsenen: So ist es meinem Gastvater (Anfang 40) sehr wichtig mit seinen Freunden zu lachen und eine gute Zeit mit ihnen zu verbringen – egal wie diese aussieht. Im Gegensatz dazu legt eine Freundin (17) aus Neuseeland großen Wert auf besondere Aktivitäten mit ihren Freunden. Sie geht sehr gerne ins Kino oder gemeinsam mit ihren Freunden Pizza essen. An Geburtstagen unternehmen sie und ihre Freunde stets etwas Besonderes. Außerdem verbringen viele Neuseeländer ihre gemeinsame Zeit auch draußen. Beim Skifahren, Wandern oder Fahrrad fahren werden bestehende Freundschaften vertieft und neue geschlossen.

Freundschaft ist… die gemeinsame Zeit miteinander verbringen

Die Ansichten meiner Freundin und meines Gastvaters decken sich allerdings auch. Für beide ist jemand dann ein Freund, wenn man gemeinsame Interessen hat und sich wohl in der Gegenwart des Anderen fühlt. Mein Gastvater merkte noch an, dass es wichtig für ihn ist eine gemeinsame Geschichte mit seinen Freunden zu haben. Wenn er jemanden kennenlernt, ist es ihm besonders wichtig, dass ihm diese Person sympathisch ist und sie vor allem gemeinsame Interessen haben – erst dann kann eine Freundschaft entstehen. Meine Freundin besitzt zwar keine Poesiealben wie ich früher allerdings jede Menge Fotobücher, die prall gefüllt sind mit Fotos von gemeinsamen Aktivitäten mit ihren Freunden.

Mein persönlicher Eindruck ist, dass man in der neuseeländischen Kultur relativ schnell ein Freund ist. Dies hat aber sicherlich auch damit zu tun, dass es in der englischen Sprache keinen Ausdruck für „Bekannte“ gibt.

Wie verhält es sich bei euch?
Ab wann ist jemand ein Freund und was ist Freundschaft überhaupt? Gibt es Besonderheiten in eurer Kultur? All eure Ideen könnt ihr in ein Projekt packen und bei der 47. Wettbewerbsrunde von „Freundschaft ist … bunt!“ einreichen. Teilnahmeschluss ist bundesweit der 24. Februar 2017 (in Bayern 3. Februar 2017).

Text: Laura Meyer