Verstopfte Autobahnen und Städte, die im Smog ersticken: Unser Verkehr braucht noch etwas Nachhilfe. Ideengeberin Julia sprach mit Blogger Martin Randelhoff übers Mobilsein in der Zukunft und selbstfahrende Autos. Was nie fehlen darf? Natürlich das Smartphone.

 

Was bedeutet für Sie Mobilität?

Für mich bedeutet es, dass alle Menschen in einer angemessenen Zeit und auf eine angenehme Art an ihr Ziel kommen. Viele Menschen machen sich aber keine Gedanken darüber, wie sie vorankommen. Dabei ist Mobilität extrem wichtig für unser tägliches Leben. Mein Blog soll Aufmerksamkeit auf das Thema lenken und Grundwissen vermitteln. Außerdem möchte ich selbst Vorschläge machen, wie wir uns besser fortbewegen können.

Was sind im Moment die größten Probleme in Sachen Mobilität und wie können wir diese lösen?

Ein großes Problem ist die Luftqualität. Besonders Diesel-Autos produzieren Abgase, in denen Feinstaub und Stickstoff sind. Diese Partikel gelangen leicht in den Körper und schaden der Gesundheit. London plant deshalb Diesel-Autos nicht in die Innenstadt fahren zu lassen. Außerdem belastet der Lärm von Autos, Zügen und Flugzeugen die Menschen. Der Verkehr hat einen großen Einfluss auf unser Verhalten. Weil wir überall bequem mit dem Auto hinkommen, bewegen wir uns weniger. Viele Menschen in westlichen Gesellschaften sind übergewichtig und haben Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Probleme. Wir müssen die Leute dazu bringen wieder öfter zu Fuß gehen oder mit dem Rad zu fahren. Dazu brauchen wir bessere und sichere Fuß- und Radwege.

Sie schreiben in Ihrem Blog, dass sich Städte von autogerecht in menschengerecht wandeln müssen. Wie meinen Sie das?

Städte müssen kompakter werden. In manchen Vorstädten sind Supermärkte nur mit dem Auto zu erreichen. Die Anwohner sollten Läden aber zu Fuß erreichen können. Dazu müssen in neuen Wohnvierteln breite Gehwege statt vierspurigen Straßen gebaut werden. Bei der Planung einer Stadt muss der Mensch in den Mittelpunkt rücken. Es sollte weniger  Parkplätze geben und dafür Bäume gepflanzt werden. Das Problem ist, dass die Leute es zwar grün und ruhig haben möchte, andererseits schnell von A nach B kommen möchten. Sie müssten aber für eine grünere Stadt in Kauf nehmen, dass sie etwas langsamer vorankämen.

Müssen wir alle privaten Autos abschaffen, um die Umwelt zu schonen?

Nein, es sollte nicht verboten sein mit dem eigenen Auto zu fahren. Kostenpflichtige Parkplätze und Geschwindigkeitsbegrenzungen bringen die Menschen allerdings dazu, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. Es wird dann unpraktisch Auto zu fahren, aber nicht unmöglich. Gleichzeitig müssen das Bus- und Bahnnetz sowie die Radwege ausgebaut werden. Die Autofahrer sollten überzeugt werden und ihr Gefährt freiwillig stehen lassen.

Wird es selbstfahrende Autos geben?

Der große Vorteil von selbstfahrenden Autos ist, dass wir die Zeit aktiv nutzen können. Im Moment können wir beim Fahren maximal Musik hören. Fährt das Auto jedoch alleine können wir Zeitung lesen und Filme schauen. Der Arbeitsweg kann zur Freizeit werden.  Eine Folge davon könnte sein, dass die Menschen wieder aufs Land ziehen, weil ihr Arbeitsweg nicht mehr stressig ist. Verkehr soll wieder Spaß machen. Es wird zudem nur sehr wenige Verkehrsunfälle und Verkehrstote geben. Die Computer im Auto können mehr wahrnehmen als der Mensch und das Fahren sicherer machen. Andererseits trifft dieser Computer auch Entscheidungen. Wir müssen deshalb über moralische Regeln diskutieren. Sind alle Entscheidungen des Autos richtig, weil sie mathematisch berechnet wurden? Wenn es zu einem Unfall kommt, wer trägt dann die Schuld?

Wie wichtig ist das Internet beim mobil sein?

Das Smartphone ist zum Navigationsgerät geworden. Über Apps kann man heraussuchen, wie man ans Ziel kommen möchte. Mit ein paar Klicks kann ich ein Auto mieten oder herausfinden, wann die nächste Bahn fährt. Das Internet wird immer wichtiger für den Verkehr.

Machen wir uns damit nicht abhängig vom Internet?

Natürlich gibt es dort eine Abhängigkeit, aber das ist nicht unbedingt negativ. Bei den digitalen Angeboten müssen wir darauf achten, dass alle Menschen damit umgehen können. Ältere Menschen verstehen die neue Technik vielleicht nicht. Kinder dürfen noch keine Verträge abschließen, deswegen ist es für sie kompliziert online ein Busticket zu buchen.

Wie bewegen Sie sich denn selbst fort?

Ich bezeichne mich selbst hypermobiler Mensch, bin ständig unterwegs. Dabei habe ich kein eigenes Auto, sondern nutze oft das Smartphone, um Verbindungen zu suchen und Tickets zu buchen. Nur wenn ich etwas Großes einkaufen muss, miete ich mir einen Transporter. Wenn ich in einer anderen Stadt unterwegs bin, miete ich gerne ein Fahrrad.

Ob Martin Randelhoff mit dem Rad die Städte vor den Abgasen retten kann? Was denkt ihr? Ziehen wir bald die Wanderstiefel an und laufen überall hin oder rufen wir uns fix mit dem Handy ein Ufo-Taxi? Im diesjährigen Wettbewerb „Immer mobil, immer online: Was bewegt dich?“ habt ihr uns eure Ideen geschickt. Die Jurys beraten schon fleißig. Aktuelle Infos findet ihr auf unserer Website.

Text: Julia Weise