Seit dem 1. Oktober läuft der Wettbewerb „jugend creativ“ unter dem Motto „Immer mobil. Immer online. Was bewegt dich?“. Davon angeregt, möchte ich meine kreative Ader auch mal ausprobieren. Aber zeichnen? Ich war damals heilfroh, dass ich nach der 10. Klasse Kunst als Fach abwählen konnte. Guter Rat ist also gefragt.
Kurzer Hand treffe ich mich mit einer befreundeten Kunstlehrerin. Wer, wenn nicht sie, kann mir Nachhilfe im Zeichnen geben und zeigen, wie man seine kreativen Ergüsse am besten aufs Papier bekommt.
Was darf´s sein: Komposition oder abstrakt?
Mit ein paar weißen Blättern, Bleistiften, Radiergummis und Buntstiften bewaffnet, sitze ich Kathrin gegenüber. Die 28-Jährige hat gerade ihr Lehramtsstudium beendet und unterrichtet jetzt fünf Klassen unterschiedlicher Klassenstufe eines Berliner Gymnasiums im Fach Kunst. Als ich sie bitte, mit mir die Basics des kreativen Zeichnens durchzugehen, muss sie schmunzeln. „Nichts leichter als das!“
Doch zunächst darf ich mir etwas Theorie anhören. Bevor man wild drauf los malt, müsse man sich erst entschieden, ob man eine Komposition oder etwas Abstraktes zeichnen wolle. Die Fragezeichen in meinem Gesicht werden immer größer.
„Unter einer Komposition versteht man die konkrete Anordnung verschiedener Elemente in einem Bild, um eine bestimmte Aussage zu erzeugen“, erklärt sie. Wenn ich also links Bäume und rechts Häuser zeichne, will ich damit etwas Bestimmtes zeigen. In dem Fall könnte das eine Häusersiedlung am Wald sein oder aber ein Park inmitten einer Großstadt. Was genau der Betrachter dann in dem Bild sehe, liege am Spielraum, dem der Künstler einem lasse.
Der ist bei abstrakten Zeichnungen beinahe unbegrenzt. Solchen Bildern muss keine genaue Anordnung zu Grunde liegen, es müssen auch keine klaren Formen zu erkennen sein. Ich entscheide mich als Einstieg für eine Komposition.
Von Kreisen und Autos
Zum Warmwerden fange ich mit einfachen geometrischen Figuren an. Ich zeichne Kreise, daneben Rauten und Dreiecke. Danach greife ich mir die Buntstifte und male die Figuren aus. „Das sieht doch schon ganz gut aus“, meint Kathrin und betrachtet meine Bilder. „Aber dabei gedacht hast du dir nichts, oder?“ Ertappt. Ich berichte ihr vom Wettbewerb und gemeinsam überlegen wir erste Ideen für ein Bild.
Zehn Minuten später versuche ich krampfhaft ein stylisches Auto und Smartphone aufs Papier zu bringen. Auch der zweite Versuch gefällt mir noch nicht. „Ich gebe dir einen Tipp: Bei Figuren ist es immer nützlich, erst einmal alles in geometrische Grundformen zu zerlegen. Das haben wir vorhin ja schon geübt“, sagt die Kunstlehrerin. Und tatsächlich: Ich zerlege das Auto und Smartphone in Rechtecke, Kreise und Quadrate und schon sieht das Auto nach einem Auto aus.
Musik an, Kreativität los!
Während ich mein Bild noch farblich ausgestalte, erzählt mir Kathrin, wie sie selbst an solche Aufgaben herangeht. „Ich nehme mir meistens eine Vorlage und zeichne dort die Grundformen ein, die mein Bild haben soll. Wenn ich mit dem Entwurf zufrieden bin, übertrage ich es auf das finale Bild.“ Dabei sei des Öfteren ein ganzer Zeichenblock draufgegangen. „Wenn man kreativ ist, braucht man meist mehrere Anläufe bis die Idee zufriedenstellend umgesetzt ist.“
Im Kunstunterricht greife sie oft zu Plan B. „Meistens hilft es den Schülern, wenn ich Musik anmache, dann zeichnen sie nur so drauf los“, verrät sie mir. Gerade bei abstrakten Sachen würde es dann viel einfacher sein, eine Inspiration zu finden. Eine dritte Variante wäre, mit verschiedensten Maltechniken einfach drauf los zu zeichnen bis man eine Vorstellung vom Bild bekommt.
Ich bin mit meiner ersten Zeichnung zufrieden und weiß, wie ich mögliche Ideenlücken stopfen kann. Aber jetzt seid erstmal ihr dran! Ich hoffe, ich konnte euch ein paar Tipps für den Wettbewerb mit auf dem Weg geben. Bis zum 20. Februar 2015 habt ihr Zeit, um einen kreativen Beitrag zum Thema „Immer mobil. Immer online. Was bewegt dich?“ einzureichen.
Text und Fotos: Victoria Gütter