Marcelline (21) hat 2016 an der Bundespreisträgerakamedie von „jugend creativ“ teilgenommen – und beginnt nun ihr Studium an der Filmuniversität Babelsberg. Wie ihr der Internationale Jugendwettbewerb auf ihrem Weg geholfen hat und welche Tipps sie für zukünftige Teilnehmerinnen und Teilnehmer hat, erzählt sie im Interview.

Du warst im Jahr 2016 bei der Bundespreisträgerakademie von „jugend creativ“ auf der Internationalen Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg. Wie hast du diese intensive Kreativwoche erlebt?

Es war ein sehr eindrucksvolles und wertvolles Erlebnis. Eindrucksvoll, weil ich damals sehr überrascht war, den Bundespreis gewonnen zu haben. Man muss sich das so vorstellen, dass ich meinen ersten Kurzfilm produziert hatte, ohne wirklich voll und ganz zu wissen, was ich da mache. Es war für mich also eine Zeit, in der viel auf einmal auf mich zukam. Und genau das war das Wertvolle an der Bundespreisträgerakademie. Sie war perfekt für mich, um mich selbst zu orientieren und einzuschätzen, was mich wirklich in Zukunft interessieren könnte, und was nicht.

Ging es den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern genauso? Was hast du davon mitbekommen?

Der Erfahrungsstand der Teilnehmer war insgesamt sehr durchmischt, es gab Neulinge und es gab diejenigen, die ihre Kunst schon länger betrieben hatten. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass wir alle nicht so ganz wussten, wo die Reise für uns zukünftig hingehen würde. Es gab kein Herabschauen, sondern wir sind uns alle auf einer Ebene begegnet, und das was wirklich super!

Die Bundespreisträgerakademie ist jetzt drei Jahre her. Wie ging es danach für dich weiter?

Mein Bundespreis war auf jeden Fall eine Bestätigung und ein Ansporn für mich! Es war damals die Zeit, in der ich festgestellt habe, dass viele Menschen mit ihrem Leben nicht zufrieden sind, besonders was ihren Job angeht. Ich wusste, dass es etwas ist, was ich um jeden Preis vermeiden wollte. Als ich also nach und nach eine gewisse Erfüllung durch das Filmemachen entwickelte, wollte ich mich selbst testen, um herauszufinden, ob ich denn wirklich das Zeug dazu hätte, diesen Weg zu gehen. Genau deshalb hatte ich meinen Film eingereicht, weil ich wusste, dass die Jury neutral sein würde und mich dementsprechend bewerten würde. Es war wirklich eine Art Test für mich selbst. Als es also geklappt hatte, war es die ultimative Bestätigung, die ultimative Inspiration und der ultimative Ansporn, in diesem Bereich weiterzumachen. Als wir dann auf dem Scheersberg unsere Werke zeigen durften und gleichzeitig durch die unglaubliche Rückmeldung aller anderen ermutigt wurden, war das ein immenser Selbstvertrauensschub.

Und danach?

Nach der Bundespreisträgerakademie ging es ganz normal mit der Schule weiter. Dabei war für mich eigentlich nichts mehr wie vorher. In der Zeit erkannte ich, dass es mir nicht reicht, mir einfach nur begrenzt Wissen anzueignen. Um meinen Durst zu stillen, würde ich Film studieren – das wurde  mir dann klar.

Aber du konntest auch gleich erste kleine Jobs angehen, richtig?

Ganz genau. Meine örtliche Raiffeisenbank, die Raiffeisenbank Südstormarn – Mölln, bei der ich den Kurzfilm eingereicht hatte, fragte mich an, um einen kleinen Spot zu drehen. Durch meinen Ansporn traute ich mir das dann zu, und so begann eine langjährige Zusammenarbeit. Doch nicht nur das: Wie eine Welle kamen Anfragen von Künstlern, meiner eigenen Schule und auch einem Festival rein. Und so kann ich fast sagen, startete meine „Filmkarriere“.

Und was machst du heute?

Heute bin ich dabei, mein Leben nach Berlin zu verlagern, denn ich werde in Potsdam studieren – an der Filmuniversität Babelsberg. Das ist ein großer Traum, der da für mich in Erfüllung geht – und ein völliger Neuanfang. Es war ein langer Weg bis dahin, doch ich habe es geschafft – nicht zuletzt Dank der unglaublichen Unterstützung unzähliger Menschen, die ich in den letzten Jahren kennengelernt habe.

Hast du dir für die nächste Zeit bestimmte Ziele gesetzt?

Mein nächstes Ziel ist es, mein Studium zu beginnen und so viel an Wissen und Erfahrung mitzunehmen wie möglich. Darüber hinaus kann ich momentan keine Ziele formulieren, denn ich habe das Gefühl, dass sich in den kommenden drei Jahren ganz viel von selbst entscheiden wird.

Hast du Tipps und Ratschläge für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von „jugend creativ“?

Da hab ich sogar gleich vier.

  1. Ich kann ganz klar eine kleine Änderung in meinem Denken mitteilen, die alles verändert hat: Höre auf „Warum sollte ich das schaffen?“ zu fragen, sondern frage dich eher „Warum sollte ich das eigentlich nicht schaffen?“. Diese Frage hatte dazu geführt, dass ich nach anfänglichem Zweifeln, ob ich denn überhaupt eine Chance hätte, weiterzukommen, einfach losgelegt und an „jugend creativ“ teilgenommen habe.
  2. Einfach machen! Du brauchst keine 1000-jährige Erfahrung, um loszulegen und du brauchst nicht das beste Equipment. Darauf achtet die Jury nicht vorrangig. Das was zählt, ist deine Idee und deine Kreativität.
  3. Konzentriere dich nicht darauf, unbedingt (sofort) gewinnen zu müssen! Es klingt vielleicht komisch, aber ich habe gelernt mit Zeitdruck, Stress und Verlustangst umzugehen, indem ich eine gewisse Gleichgültigkeit entwickelt habe. Nach dem Motto „Wenn es klappt, dann klappt es, und wenn nicht, dann eben nicht. Dann gibt es andere Wege.“ Mir hilft diese Gleichgültigkeit, nach einem Misserfolg direkt meinen Fokus neu auszurichten. Was kann ich das nächste Mal besser machen? Was möchte ich als nächstes machen? Ist denn wirklich immer noch das Richtige für mich, oder liegen meine Stärken doch woanders?
  4. Vergleiche dich nicht mit anderen! Jeder hat seinen eigenen, individuellen Weg, und dein Weg ist der beste Weg – für dich.