Wie wird eigentlich bei „jugend creativ“ entschieden, wer am Ende gewinnt? Die Bundesjury Kurzfilm hat sich in Berlin getroffen, um die besten Kurzfilme auszuwählen. Ideengeberin Lea war mit dabei und blickt für uns hinter die Kulissen des Entscheidungsprozesses.

Text: Lea Goeppert

 

An einem Berliner Mittwochmorgen finden sich nach und nach die Mitglieder der Bundesjury Kurzfilm zusammen. Es werden viele Hände geschüttelt, die neueste Kinotechnik präsentiert und dann geht es endlich Richtung Kinosaal. Heute müssen schließlich die Gewinner von „jugend creativ“ in der Kategorie Kurzfilm ausgewählt werden. Die achtköpfige Jury erwartet ein eigener Kinosaal mit roten bequemen Sitzen und Ablagestühlen für die Bewertungsmappen und Notizzettel. Die perfekte Kulisse für einen Filmjury-Tag. Die Mitglieder der Jury setzen sich in die ersten drei Reihen.

8 Filmexperten

Der Vorsitzende Prof. Klaus-Ove Kahrmann eröffnet erfreut die Filmsichtung: „Das ist ein Raum mit besonderer Bedeutung – am Eingang steht das Piano auf dem schon Marlene Dietrich gespielt hat.“

Philipp Aubel von der Jungen Filmszene und Kahrmann haben die Filme vorausgewählt, die übriggebliebenen zehn werden gleich angeschaut. Nicht alle Mitglieder kennen sich untereinander, bei einer kurzen Vorstellungsrunde ist aber klar: Alle sind Filmprofis.

„Ich bin begeisterter Kinder- und Jugendfilmfreund“, sagt der Kunstpädagoge Dietrich von Ribbeck und fügt hinzu: „Während meiner Zeit als Lehrer habe ich Trickfilm- und Spielfilmarbeit gemacht und dabei von der Super8 bis zum Computer gesteuerten Ton mit allem gearbeitet.“

Prof. Hans Hattop bezeichnet sich selbst als Filmurgestein, was die Runde schmunzeln lässt. Er ist schon lange Dozent an der Hochschule für Film und Fernsehen für Babelsberg.

Fabian Pöhlmann greift den Witz noch einmal auf, er war „Student beim Urgestein“. In ein paar Wochen dreht der Producer ein Märchen, seine Werke sind meistens für Kinder.

Regisseur und Filmproduzent Fabio Magnifico arbeitet als Medienpädagoge an der Universität Bielefeld und Universität Köln – seit 20 Jahren veranstaltet er ein Kurzfilmfestival.

Auch ein ehemaliger „jugend creativ“-Preisträger ist Teil der Jury: Der Oscar-prämierte Trickfilmregisseur Thomas Stellmach. „Ich habe früher sehr viel gemalt“, erzählt er. „Dann habe ich Trickfilm in Kassel studiert und viel Werbung gemacht.“

Paul John  macht zum ersten Mal in der Jury mit: „Zeichentrickfilm und Trickfilm sind mein Geschäft. Das Audiovisuelle macht mir Spaß, für mich ist Hören ist der wichtigste Aspekt.“

Auch dabei: der Bundesverband der Volksbanken Raiffeisenbanken – aber nur als Zuschauer. Stefanie Link hat die Jury nach Berlin eingeladen. Auch für sie ist es das erste Mal, deswegen ist sie ziemlich aufgeregt. Dann wünscht sie allen viel Spaß und es kann losgehen. Und Professor Kahrmann braucht nur noch „Film ab!“ zu sagen.

Kritiker, Kurzfilme und jede Menge Kreativität

Der erste Film handelt von der Tatsache, dass alle vier Minuten ein Mensch Selbstmord begeht. John ist vom Film „4 Minutes“ beeindruckt: „Ein wunderbares Werk, sehr tiefgründig.“ Hattop stimmt zu: „Die Filmemacherin hat sich für eine Einzelarbeit sehr viel einfallen lassen zu den glücklichen und unglücklichen Momenten des Lebens. Auf jeden Fall gut montiert – super Bildgestaltung.“ Auch Pöhlmann sagt begeistert: „Die Kamera- und Schnitttechnik ist extrem reif.“ Fabio Magnifico hingegen findet lediglich den Anfang und die Idee gut. Geschmäcker sind auch unter Kritikern eben verschieden! Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieser Film macht am Ende des Tages den 1. Platz Online 2016 …

Der nächste Film „Ich bin ein Held“ spricht alle an: „Lasst uns fantastische Helden und Vorbilder sein für die, die nach uns kommen werden.“ John lobt: „Richtig gut getextet und eine super Leseleistung.“ Für Aubel wurden die Unterschiede im Alltag super herausgearbeitet. Stellmach ist beinahe sprachlos von den vielen Wendungen, Filmkniffen und richtigen Worten. Er findet, dass der Weg des Films überzeugt. Dietrich von Ribbeck hält den Film darüber hinaus für humorvoll und motivierend.

Dann ein Animationsfilm: fliegendes Papier, Worte von Shakespeare, weißer schlichter Hintergrund. Pöhlmann begeistern die erstaunlichen Übergänge und findet den Film gut gemacht. Kahrmann fügt hinzu: „Der Text zeigt, dass sie sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Ganz hervorragende Zeichnungen.“ Und die Message für alle: Everybody can be a hero for one day. Für Hattop ist das Ganze ein Loblied auf den Menschen.

So sehen Sieger aus!

Alle Filme sind auf einem außerordentlich hohen Niveau. Die Jury ist begeistert von den darstellerischen Leistungen, die bunte Mischung, schönen Schulprojekten und coolen Geschichten.

„Wir können die kreativen Köpfe würdigen“, freut sich Stellmach. Leute mit Potenzial, die gefördert werden können und die künstlerische Leistung sind entscheidend.Die Diskussionen gehen hin und her, jeder nennt seine Favoriten. Vom „fotografischen Auge“ über „so viele gute Vorbilder“ und „richtig lustiger Film“ bis „reichhaltig“ fallen viele Schlagworte. Dann fordert Kahrmann als Vorsitzender eine Entscheidung. Und endlich werden von der Bundesjury folgende Kurzfilme ausgewählt:

1. Platz Online „4 Minutes“
1. Platz Offline „Ich bin ein Held“
2. Platz Online „Mut-ich – mutig!“
2. Platz Offline „Life“
3. Platz Online „Jürgen und Sally – Helden des Alltags“
3. Platz Offline „In Folge eines Vorfalls “

Zum Videoportal von „jugend creativ“ und den Siegerfilmen geht’s hier lang: http://www.jugendcreativ-video.de/

Zur Bildergalerie kommst Du hier.

Hast du jetzt Lust bekommen selbst einen Film zu drehen? Dann mach bei der nächsten Runde des „jugend creativ“-Wettbewerbs mit! Ab dem 4. Oktober 2016 rufen wir wieder zu einem ganz neuen Thema auf.

Wir freuen uns auf alle Einsendungen.