Manchmal erkennt man eine Freundschaft schon, bevor sie angefangen hat. Man spürt, dass der Gegenüber jemand sein könnte, der einem sehr ähnlich ist und mit dem man sehr viel teilen kann. Bei Lea und mir war das so.

 

Oktober 2016

Die Jugendpresse Deutschland, ein Verband für junge Medienschaffende, lud zu den jährlichen Jugendmedientagen ein. 2016 fanden sie in Dresden statt – was ich sehr gut fand, da ich dadurch keinen weiten Anreiseweg hatte. Ich war morgens sogar noch in der Schule, bevor ich nach Dresden fuhr. Dort angekommen fühlte ich mich erst mal sehr verloren. Ich kannte zwar einige von den Organisatoren, aber niemanden, der wie ich teilnahm. Nachdem ich ein wenig durch den Raum schlenderte und mich umsah, dachte ich mir, dass es ziemlich blöd aussehen mag, wenn ich so alleine da rumlaufe. Also setzte ich mich zu einer kleinen Gruppe Mädels, die aus Mainz kamen. Sie kannten sich natürlich alle schon – blöde Situation. Doch dann setzten sich noch zwei weitere Mädchen zu uns: Lea und Anna.

Dann suchte ich den Raum für meinen ersten Workshop: In diesem ging es darum „sein Business“ zu finden. Lea hatte auch diesen Workshop gewählt und setzte sich mit den Worten „Ach, hier kenne ich doch schon jemanden“ zu mir. Auch den nächsten Workshop hatten wir zusammen. Danach gab es Abendessen. Ich war schon fast verhungert. Wir saßen mit einem Typen, Jan aus Köln, zusammen an einem Tisch. Wir verstanden uns auf Anhieb irgendwie gut.

Lea und ich hatten auch beide die Turnhalle als unseren Schlafplatz für die kommenden Tage gewählt – ein glücklicher Zufall. So legten wir also unsere Isomatten nebeneinander und quatschten noch ein wenig, bevor das Licht ausging. Die nächsten Workshops am Tag darauf hatten wir nicht zusammen, doch trotzdem trafen wir uns zu den Essenspausen und zur gemeinsamen Abendgestaltung.

Lea ist ein wunderbarer Mensch. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so aufgeschlossen ist, einfach auf Menschen zu geht und drauf los erzählt. Sie ist absolut ehrlich und man kann mit ihr einfach unendlich viel Spaß haben.

Uns beide verband an jenen kalten Tagen im Oktober der Wunsch nach ein bisschen Party. Zu dem Zeitpunkt waren wir beide noch nicht volljährig und bekamen von den Organisatoren natürlich auch nicht die Erlaubnis, noch feiern zu gehen. So verbrachten wir unsere Abende eben mit einem Bier, Popcorn und unseren Geschichten. Ich musste einen Abend früher gehen, weil ich noch auf einer Geburtstagsparty eingeladen war.

Als wir beide wieder zuhause waren – sie in Hildesheim und ich im Erzgebirge – schrieben wir uns ein paar Nachrichten, aber hauptsächlich hielten wir unseren Kontakt über Snapchat. Zwischenzeitlich hatten wir 70 Flammen – dann ging ihr Handy kaputt. Wir verstanden uns irgendwie richtig gut, auch wenn wir uns nicht sahen. Wir wussten beide, dass uns etwas verbindet.

April 2017

Wieder lud die Jugendpresse Deutschland ein: diesmal nur 16 ausgewählte Leute aus allen Landesverbänden. Und Lea war auch dabei! Es ging um ein Vernetzungstreffen zum Thema Veranstaltungsmanagement. Wir waren dieses Mal in Fulda. Es war wunderbar. Als ich zu meinem Zug musste und mich von Lea verabschieden wollte, gab sie mir noch ein kleines Geschenk – ich hatte nämlich am nächsten Tag Geburtstag. Es war die coolste Verpackung, die ich je gesehen hatte: ein Saturnbeutel mit weißem Geschenkband darum. Darin befanden sich eine Karte und ein Kaffee-Kakao-Gemisch. Eine weitere Sache, die uns verbindet: wir mögen Koffein.

Mai 2017

Das Jugendmediencamp Nordwest – eine Veranstaltung, die im Prinzip davon lebt, dass man fünf Tage lang zeltet und nebenbei noch ein bisschen was mit Medien macht – stand an. Ich fuhr also einmal quer durch Deutschland, um mit Lea in der Nähe von Bremerhaven an dem Camp teilzunehmen: wir beide in einem Zelt, mit zwei Luftmatratzen und einer Menge Zeug, eingequetscht in zwei riesige Wanderrucksäcke. Es war eine fantastische Zeit mit einer Menge frischen Luft und Lagerfeuer. Lea und ich wussten eigentlich schon viel übereinander, doch ich glaube am nächsten haben wir uns dort gefühlt. Ich bin so dankbar, ihr begegnet zu sein.

Leider endete diese Veranstaltung für mich eher unschön – nun weiß ich, dass ich allergisch auf stechende Viecher bin. Doch Lea war immer da, half mir, wo sie nur konnte und ertrug mich auch mit den furchtbarsten Schmerzen, die ich bis dahin je gefühlt hatte.

Juni 2017

Unser nächstes Treffen war ein Event von Facebook: Lea und ich freuten uns über Fotowände, Virtual Reality und reichlich Konfetti. Und natürlich teilten wir auch da wieder unsere Liebe zum Essen (das kaum vorhanden war) und Kaffee (wovon sie zum Glück reichlich hatten).

Ich habe mich oft gefragt, wie Freundschaften, die über so eine große Distanz hinweg funktionieren sollen, so intensiv bleiben können. Und ich weiß es bis heute nicht, doch ich weiß sicher, dass es funktioniert. Und ich bin mehr als glücklich darüber, eine Freundin wie Lea zu haben. Danke!

Text: Maxi Köhler