Früher selber gemobbt
„Ich kriege ständig E-Mails und sogar Briefe von Betroffenen. Das berührt mich“, erzählt Benjamin. Nach seinem Video-Posting auf Facebook hat sich sein Leben ganz schön verändert. „Ich war in zig Zeitungen und Fernsehsendungen. Das ist schon verrückt. Ich hätte nicht gedacht, dass das Video so viel Resonanz bekommt.“ Bei Spiegel Online fing alles an. Das war sein erster richtiger Presseartikel. Mit dem Spiegel-Redakteur hat er mittlerweile sogar ein Buch herausgebracht.
„Es handelt von mir, meinen Erfahrungen, aber es gibt auch einen Brief an den Mobber, den das Opfer seinem Mobber geben kann. Es ist sozusagen ein Vertrag, indem beide sich darauf einigen sich aus dem Weg zu gehen und die Sache auf sich beruhen zu lassen.“
Benjamin wurde früher selber gemobbt. „Ich habe mich hilflos gefühlt. Nach der Schule habe ich meinen Rucksack in die Ecke geworfen und bin auf mein Zimmer gerannt. Ich hab oft einfach nur heulend auf meinem Bett gelegen. Meine Eltern und echten Freunde waren zwar für mich da, aber das Mobbing hat nicht aufgehört.“ Wenn er jetzt noch mal in der Situation wäre, würde er sich an seine Lehrer wenden. „Ich dachte zu Anfang ja noch, sie wollen mich nur ein bisschen ärgern, aber sie hörten nicht wieder auf.“ Mittlerweile meint Benjamin, dass man als Opfer auf den Mobber zugehen sollte. Man sollte mit ihm reden und ihm sagen, wie weh die Sprüche und die Prügel tun. „Ich bin in der neunten Klasse in die Schulband gegangen. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben und die Mobbing-Attacken hörten auf.“
„Ich bin jetzt richtig selbstbewusst!“
Wenn ich Benjamin höre, erkenne ich einen jungen Mann mit Ambitionen. Wenn ich mir überlege, dass hinter diesem mittlerweile vor positiven Selbstvertrauen nur so strotzenden Jungen, ein langer Weg mit vielen Höhen und Tiefen liegt, staune ich doch sehr über seinen Mut. Sein Video hat bis heute über fünf Millionen Klicks. Benjamin folgt einen Leitspruch in seinem Leben hat, weswegen es überhaupt zu diesem Video kam. „Wenn ich gegen etwas bin, möchte ich es auch zeigen und dagegen angehen. Ich hab nicht so viel darüber nachgedacht, was nach dem Posting passieren würde. Meine Familie und meine Freunde haben mich immer unterstützt. Ich wollte den Opfern Mut machen. Ich hab mir gesagt: Ich mach das jetzt einfach.“ Durch das Video hat sich Benjamin verändert, meint er. „Ich bin von der Art her immer noch ich. Aber ich bin einfach mega-selbstbewusst geworden und wenn mir etwas nicht passt, dann sage ich es auch. Ich gehe jetzt einfach auf Leute zu, auch wenn ich sie nicht kenne.“
Auf dem Boden geblieben
Trotz seiner „Berühmtheit“ ist Benjamin auf dem Boden geblieben. „Ich möchte jetzt erst mal meine Ausbildung als Verkäufer machen und später dann irgendwann einmal Abteilungsleiter werden. Ich will auch irgendwann ein Haus, heiraten und Kinder kriegen. Aber das alles zu seiner Zeit.“
Es gibt sicher viele Menschen, die genauso denken wie Benjamin. Doch nur wenige trauen sich auch wirklich für ein Thema einzustehen. Vielleicht sollten wir öfters mal unseren Mut zusammen nehmen und etwas wagen, was wir uns eigentlich gar nicht zugetraut hätten. Denn schließlich steht am Anfang eines Weges immer der erste Schritt. Habt ihr euch dieses Jahr schon getraut etwas Neues zu machen, vielleicht am jugend creativ-Wettbewerb teilzunehmen? Wenn ja, bekommt ihr bald Nachricht, ob ihr einer der Gewinner einer Reise zum Kreativcamp in Schleswig-Holstein seid. Wenn nicht, habt ihr bei der nächsten Wettbewerbsrunde im Herbst bald wieder die Chance eure kreative Ader zu entdecken und den ersten Schritt auf dem Weg zum großen Künstler zu machen.
Text: Franziska Bulle, Foto: privat