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Was zum Kuckuck ist denn nun los, frage ich mich, als ich auf dem Scheersberg ankomme. Es ist verdächtig ruhig. Keine Menschenseele ist zu sehen, obwohl hier irgendwo versteckt 50 kreative Köpfe sein müssten. Irgendetwas läuft dieses Jahr anders, als beim letzten Mal. Man kann die Spannung förmlich spüren. Es fühlt sich wie High-Noon in einem Western an – der große Showdown liegt in der Luft!
Gleicher Ort und doch wieder anders
578.000 junge Künstler hatten sich in diesem Jahr mit dem Thema „Immer mobil, immer online: Was bewegt dich?“ auseinandergesetzt und haben dazu ihr Stifte über das Papier fliegen und ihre Kameras heiß laufen lassen. Daraus entstand eine bunte Mischung aus filigranen Zeichnungen und hervorragend zusammen geschnittenen Kurzfilme.
Ihre Begabung dürfen die jungen Lüüts – wie man hier im Norden sagt – jetzt hier an der Ostsee ausleben. Doch wo stecken nur die Teilnehmer der diesjährigen Sommerakademie? Da kommt mir Lisa, ehemalige Bundessiegerin und jetzt Teamerin bei „jugend creativ“, entgegen: „Die sind alle noch in ihren Werkstätten!“
Ah ja, alle arbeiten also ganz fleißig? Dann schau ich gleich mal stichprobenartig bei einigen Werkstätten rein. Vielleicht kann ich ja schon erste Ergebnisse bewundern.
„Jeder darf, niemand muss.“
Die sechs Werkstätten werden von Künstlern und Kunstpädagogen geleitet und von den Schülerinnen und Schülern mitgestaltet. Von Malerei bis hin zum Trickfilm und Fotografie können die Nachwuchskünstler viel Neues ausprobieren und erlernen. Das Arbeitsmotto heißt „Jeder darf, niemand muss.“ Diese Philosophie hat sich die Filmcrew dieses Jahr besonders zu Eigen gemacht. Sie legt mehrere Nachtschichten ein, um noch pünktlich für die Präsentation am Samstag fertig zu werden. Kommentar des Werkstattleiters der Kurzfilmer Fabio Magnifico: „Wir haben noch einiges zu tun. Der Schnitt ist noch nicht einmal ansatzweise fertig.“ Und scheucht mich etwas aufgeregt wieder aus der Werkstatt.
Alles neu bei den Trickfilmern
Bei den Trickfilmern lief es zum Motto der diesjährigen Akademie flüssiger ab. „Wir kamen gar nicht mehr hinterher. Die Teilnehmer waren so fix, dass sie schon früh fertig waren“, berichtet mir Simone Klar, Assistentin der Trickfilm-Werkstatt. Für die Medienpädagogin ist dieses Jahr etwas Besonderes. „Man trifft hier auf Teilnehmer, die nur so vor Ideen sprudeln“, ergänzt sie. Auch für die „jugend creativ“-Projektleiterin Kathleen Wallner ist dieses Jahr die Trickfilm-Werkstatt etwas ganz anderes. „So etwas kannte ich vorher nicht. Letztes Jahr haben die Teilnehmer auf Glasplatten gemalt. Dieses Jahr lassen sie auf Plattenspieler kleine Filme entstehen. Das ist wirklich klasse.“ Die jungen Trickfilmer sind sowieso hellauf begeistert. Eine Teilnehmerin berichtet mir, was sie in den letzten Tagen gelernt hat: „Ich habe vorher noch nie einen Trickfilm gemacht. Hier konnte ich alles ausprobieren. Ich arbeite hier mit verschiedenen Materialien und kann diese dann animieren. Am besten gefallen hat mir, dass ich Schallplatten mit Lackstiften bemalen konnte und daraus dann ein Trickfilm entstanden ist.“
„Als wenn sie sich schon Ewigkeiten kennen“
Die 19-jährige Lilian und die 18-jährige Sharon aus der Malerei-Werkstatt erzählen mir von ihren Eindrücken. „Als wir in den Raum kamen, waren wir total geflasht. Es gab so unglaublich viele Materialien und das Licht ist einfach perfekt zum Malen.“
Die jüngsten Teilnehmer werden auf der Kreativreise von einem Elternteil begleitet. Und auch die Eltern dürfen sich in der Land-Art-Werkstatt künstlerisch ausprobieren. Liebevoll „Unsere Senioren“ genannt, haben sie kurzerhand das alte Auto ihrer Werkstattleiterin Sonja Schmidt in Besitz genommen und aus ihm einen Land-Herby gebaut, der sogar auf Fragen antworten kann– einmal hupen heißt ja, zweimal hupen heißt nein. Sonja selbst ist von ihrem Team und von den diesjährigen Gewinnern begeistert: „Es ist alles so harmonisch. Man hat das Gefühl, als würden sich die Teilnehmer schon Ewigkeiten kennen.“
Aus Papierfetzen werden Kunstwerke
Den Zusammenhalt spürt man nicht nur in den Werkstätten. Auch während den zahlreichen Ausflügen, z.B. nach Flensburg, zum Strand und den gemeinsamen Abenden am Lagerfeuer mit Live-Musik, kommen Groß und Klein zusammen. Es ist egal woher man kommt oder wie alt man ist. Es geht darum, die Zeit hier auf dem Scheersberg in vollen Zügen zu genießen. „Die Akademie hat sich bombig entwickelt. Die Kleinen haben mit wenigen Mitteln, mit viel Esprit und Pfiff, so viel geschaffen“, beschreibt Klaus-Ove Kahrmann, künstlerischer Leiter der Sommerakademie, die Scheersberg-Woche.
Die große Präsentation der künstlerischen Ergebnisse beendet wie jedes Jahr das Programm. Jetzt kommt es drauf an. Hat alles funktioniert und ist auch der Kurzfilm fertig geworden? Ich staune nicht schlecht, als ich alle entstandenen Projekte vor mir sehe. Da wurden selbst aus einfachen Papierfetzen noch Kunstwerke. Ich kann bei der Experimentierwerkstatt eine Girlande namens „Gerlinde“ bestaunen und darf bei den Fotografen unausgesprochene Geschichten bewundern. So beschreibt Klaus-Ove passend zu seiner Fotografie-Werkstatt „Fotografie ist das Einfrieren der Zeit und die Seele in der Silberschicht.“
Fortsetzung folgt – „jugend creativ“-Wettbewerb 2016
Mit einer fröhlichen Party geht die Sommerakademie 2015 schließlich zu Ende. Schön war’s wieder und viel zu schnell vorbei!
Wenn ihr nächstes Jahr auch Lust habt, an der Sommerakademie teilzunehmen, bewerbt euch beim „jugend creativ“-Wettbewerb. Mit eurem Bild oder eurem Kurzfilm zum Thema „Fantastische Helden und echte Vorbilder: Wer inspiriert dich?“ könnt vielleicht ihr beim nächsten Mal eine unvergessliche Woche auf dem Scheersberg als Hauptpreis verbringen. Ab dem 1. Oktober könnt ihr eure Kreativität wieder ausleben. Also auf die Stifte und Kameras, fertig, los!
Text: Franziska Bulle