Was ist das für ein Gefühl, Preisträgerin bei „jugend creativ“, dem weltweit größten Kreativwettbewerb seiner Art zu sein? Das weiß Kim-Melina Bertram (19). Sie hat bereits mehrfach Preise in der Kategorie Bildgestaltung gewonnen und mit Lou darüber gesprochen, warum ihr das Zeichnen so viel Spaß macht.
„Got me movin“- Das ist der Titel von Kim-Melinas Bild zum 49. Internationalen Jugendwettbewerb mit dem Thema „Musik bewegt“. Sie hat es damit von insgesamt fast 500.000 Einreichungen unter die Preisträger für einen Förderpreis in der Altersgruppe V (10. bis 13. Klasse) geschafft.
Seit etwa sechs Jahren zeichnet Kim-Melina in einem Atelier. Dort hat sie auch zum ersten Mal ein Teilnahmeheft zum Kreativwettbewerb gesehen. Ihren fertigen Wettbewerbsbeitrag hat sie dann bei der, am Wettbewerb teilnehmenden, norddeutschen Volksbank Vierlanden Bergedorf Stormarn eingereicht und damit erst die Landesjury Schleswig-Holstein und schließlich die Bundesjury überzeugt.
An den Herausforderungen wachsen
Es kostet natürlich etwas Überwindung, an einem Wettbewerb teilzunehmen und sich der Konkurrenz zu stellen, doch aus Kim-Melinas enthusiastischer Stimme ist eines klar heraus zu hören: Begeisterung. „Ich finde es besonders an diesem Wettbewerb, dass zwar ein Oberthema gegeben wird, man ansonsten aber vollkommen frei ist“, erklärt sie. Bei den Preisverleihungen werde auch sehr ausführlich auf die einzelnen Bilder eingegangen. Und genau dieses Lob ist es, was ihre Motivation steigert und ihr ein bestärkendes Gefühl schenkt. „Sich einem Thema zu widmen, es kreativ umzusetzen und für sich selbst neue Techniken zu ergründen, ist eine gute Herausforderung, die der Jugendwettbewerb seinen Teilnehmern bietet“ , findet sie.
In der Preisträgerakademie, die für die Bundesiegerinnen und -sieger die höchste Auszeichnung ist, hat Kim-Melina schon zwei Mal teilgenommen. Bei dem mehrtägigen Programm konnte sie viele neue Techniken der Malerei erlernen und sich in einer Bastelwerkstatt mit Papierkunst ausleben. Vor allem den Austausch mit anderen Teilnehmern schätzt sie sehr wert. „Die Ölmalerei einer Teilnehmerin hat mich wirklich inspiriert“, erzählt sie hingerissen. Die Studentin hat durch den Jugendwettbewerb auch gemerkt, dass sie sich mithilfe des Feedbacks von der Jury und in den Werkstätten weiterentwickelt. Angefangen hat sie mit Mangas und mittlerweile zeichnet sie querbeet, aber am liebsten realistisch oder illustrativ.
Vor allem das Thema „Musik bewegt“ hat bei ihr den richtigen Nerv getroffen, da die 19-Jährige neben dem Zeichnen auch Klavier- und Kalimba-Spielen (eine afrikanische Harfe) als Hobbys hat. Tatsächlich sei es auch die Musik, die ihre Kreativität fördert, wenn sie abends auf dem Bett liegt und Klänge den Raum erfüllen. Auf ihrem Nachtschrank liegt deshalb ein kleiner Block, auf dem Kim-Melina ihre Ideen und Eingebungen skizziert oder in Worte fasst, sodass sie nicht in Vergessenheit geraten.
„Ich denke mehr in Bildern“
Während Musik im Hintergrund läuft, „habe ich oft Bilder vor meinem inneren Auge, die ich dann beginne auszuarbeiten“, beschreibt sie verträumt. Die Idee für ihren Wettbewerbsbeitrag kam ihr relativ schnell, da sie sich vor längerer Zeit mit urban sketching auseinandergesetzt hat – das ist eine kreative Bewegung, die vor Ort Städte zeichnet, eine Art visueller Journalismus. „Ich konnte mich noch an einen Typ mit einer Gitarre auf dem Boden erinnern, den ich mal gesehen habe. Die Leute standen um ihn herum und es wirkte so alltäglich“, reflektiert sie. Kim-Melina will mit ihrem Bild zeigen, dass Musik nicht nur abgeschirmt in Musikhallen stattfindet, sondern Teil unseres Alltags ist, was sie wesentlich magischer machen kann“.
Obwohl, oder gerade weil Kim-Melinas Kopf nur so vor Ideen sprüht, gibt es auch Dinge, über die sie manchmal noch stolpert. Zum Beispiel, „dass ich mich sich selbst in der Idee und dem Prozess verfange.“ Ihr fehlt dann der objektive Blick, um weiter an dem Bild zu arbeiten. Aber auch dafür hat sie schon ihre ganz eigene Lösung gefunden: Distanz. Das bedeutet, dass sie das Bild für eine gewisse Zeit beiseite legt, um dann später mit einem klaren Kopf wieder darauf zu blicken. Meistens merke sie dann „Huch, ist ja doch gar nicht so schlecht wie ich dachte!“ Ihr Bild für den Wettbewerb hatte sie beispielsweise schon im Herbst 2018 angefangen und erst im Januar wieder aufgegriffen, um es fertig zu stellen.
Unbegrenzte Möglichkeiten
„Are you lost?“ hieß Kim-Melinas erster Wettbewerbsbeitrag, mit dem sie im Alter von 15 Jahren das erste Mal eine Platzierung bei „jugend creativ“ erzielt hat: den 2. Platz auf Bundesebene. Vor zwei Jahren hat sie mit ihrem Bild „Begrüßungsritual“ dann den 4. Platz auf Bundesebene erreicht. Die Jury beschrieb ihre Arbeiten dabei als „gelungene typografische Ausarbeitung“ und „grafisch perfekt“.
Beim 50. Internationalen Wettbewerb möchte Kim-Melina auf jeden Fall wieder teilnehmen, doch danach muss sie sich schweren Herzens von „jugend creativ“- verabschieden, weil sie dann das maximale Teilnehmeralter von 20 Jahren erreicht hat. Das Zeichnen gibt sie damit aber nicht auf, sondern verfolgt weiterhin ihr Bachelorstudium der Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Welchen Weg Kim-Melina nach ihrem Abschluss einschlagen will, weiß sie noch nicht. Generell kann sie sich etwas in die Richtung Videospieldesign vorstellen, momentan tendiere sie aber eher in die Richtung Kinderbuch Illustrationen. Kreative Berufe gibt es genug – und falls es DEN Traumjob noch nicht gibt, kann sie ihn sicher einfach schaffen – ihrer Fantasie sind schließlich keine Grenzen gesetzt.