Deine Karriere begann beim Radio, noch während der Schulzeit. Wie bist du dann nach dem Abitur zum Bloggen gekommen?
Ich war schon immer überzeugt davon, dass die Welt der Mode und Unterhaltung mein Zuhause werden sollte. Deswegen habe ich solange ich denken kann dafür gearbeitet, um möglichst früh einen Fuß in diese Welt zu bekommen. Nach meiner Zeit beim Radio wollte ich weiterhin Zugang zu dieser Unterhaltungswelt haben. Ich wollte einfach ein Teil davon sein. Und da ich nicht bis nach dem Studium damit warten wollte, dachte ich mir: Sei mutig und starte einen Blog!
Du schreibst ja heute viel über Mode und auch ganz persönlich über dein Leben. Warum genau über diese, und keine anderen Themen? Zum Beispiel Politik?
Ich hab schon immer über alles geschrieben, was mir Spaß macht. Anfangs ging es hauptsächlich um Mode und Popkultur, weil das die Themen sind, bei denen ich mich auskenne. Über die Jahre hat sich mein Blog jedoch mehr in eine modeaffinen Kolumne verwandelt, die neben Outfits auch den Einblick in eine Welt gibt, von der ich als Kind immer geträumt habe und meinen Werdegang in dieser dokumentiert.
Themen wie Politik und Co. spreche ich weniger an, weil ich finde, dass ein Unterhaltungsblog nicht unbedingt der richtige Ort dafür ist – vor allem aber, weil ich mich viel zu wenig damit auskenne. Trotzdem würde ich meinem Blog einen gewissen Mehrwert zuschreiben, weil ich in meinen Texten oft auf Gesellschaftskritik eingehe und Themen wie Ausgrenzung, Mobbing und Zielstrebigkeit aufgreife. Ich hoffe dadurch meine Leser inspirieren zu können, mehr Selbstvertrauen zu entwickeln und sich unabhängig von der Meinung Anderer zu entfalten.
Okay, das klingt so als ob du den Blog hauptsächlich für deine Leser schreibst. Was hast du denn davon? Warum bloggst du?
Ich finde ein Blog ist eine Möglichkeit, um seine Meinung oder seine Inspiration, seinen Stil und seine Gedanken mit anderen Menschen zu teilen und somit auch denjenigen Mut zu machen, die oft in ähnlichen Situationen stecken, aber nicht die Möglichkeit haben das auszuleben, was sie gerne würden. Durch das, was man tut, kann man viele Leben beeinflussen und in erster Linie natürlich auch sein eigenes. Ohne meinen Blog hätte ich nichts von dem, was ich heute habe und meine Träume wären nur Träume geblieben.
Neben finanziellen Einnahmemöglichkeiten (Ich gehe verschiedene Kooperationen mit Labels ein, die mich dann dafür bezahlen, dass ich ihre Klamotten trage und sie meinen Lesern zeige) stellt mein Blog auch die perfekte Bühne für meine Selbstdarstellung dar, um auf meine Modeltätigkeiten hinzuweisen oder auch um Presserelevanz zu gewinnen. Oft sind potentielle Kunden durch meinen Blog auf mich aufmerksam geworden. Außerdem wurde ich dank meines Blogs auch zu vielen Events eingeladen, weil ich als Journalist galt. Also als Experte, der darüber berichtet. Die Leute unterschätzen oft, was es bedeutet, eine öffentliche Stimme zu haben.
Das klingt ja alles super. Aber gibt es denn auch Nachteile, die du als Blogger erfährt? Du bietest durch dein Auftreten ja auch eine große Angriffsfläche.
Natürlich muss man sich als Blogger auch vielen Vorurteilen stellen – man wäre oberflächlich, dumm und hätte sowieso keine Ahnung. Davon sollte man sich nicht beeinflussen lassen. Man kann es ja eh nicht allen Recht machen und solange man selber zufrieden ist, ist doch alles in Ordnung. Zudem kommt auch (wie bei jedem Selbständigen) die finanzielle Unsicherheit und die Eigendisziplin, die man Tag für Tag aufbringen muss – da gibt es nämlich keinen Chef, der einem sagt, was man jetzt tun muss und was passiert, wenn man nicht pünktlich ist.
Wie sieht denn dann so ein Arbeitstag ohne Chef aus?
Also bei mir sieht eigentlich jeder Tag anders aus: Mal ein Fotoshooting, ein Dreh oder eine Reise. Oft hat man Meetings mit potenziellen Kunden oder verbringt seine Zeit in PR-Agenturen. Aber vor allem sitzt man ne ganze Weile pro Tag am PC oder am Smartphone, um Emails zu beantworten, Social Media Kanäle zu füllen und Interviews zu beantworten. Die To-Do-Liste ist dabei endlos und ich höre erst auf, wenn ich wirklich nicht mehr kann. Das erinnert einen manchmal schon an einen Bürojob und auch wenn viele es nicht glauben wollen, das ist schon ein Full-time-Job.
Das klingt ja ziemlich stressig. Als ob du deine Fans wirklich non-stop unterhältst und ihnen erzählst, was du so treibst. Das geht natürlich nicht mehr ohne die sozialen Medien. Welche Social Media-Anwendungen nutzt du denn?
Social Media ist quasi mein Job. Es ist extrem wichtig für mich, weil ich damit mein Geld verdiene. Zum Beispiel als Berater von Firmen. Instagram ist mein stärkstes Medium. Danach kommt Facebook, Twitter und neuerdings auch Snapchat.
Durch Social Media kann man viel beeinflussen, eine Menge Leute erreichen und sich selber so inszenieren, wie man es möchte. Sobald man eine gewisse Followerschaft hat, fühlt man sich auch verpflichtet, Dinge zu posten, zu aktualisieren oder zu beantworten – schließlich hat man den Lesern viel zu verdanken und enttäuscht sie nur ungern. Da bekommt Instagram schon einen ganz eigenen Stellenwert. Ähnlich wie bei einem Fernsehsender warten die Leute darauf, unterhalten zu werden – geschieht das nicht, weiß jeder von uns, was passiert – man schaltet um.
Also kann man sagen, das Social Media dein Leben ist?
Mein Handy ist mittlerweile wie ein neues Körperteil – mein Akku hält keine 4 Stunden, weil ich Instagram, Facebook und Co. fast stündlich update, um meine Follower an meinem Leben Teil haben zu lassen. Völlig egal ob ich zu Hause bin und mir die Haare föhne oder in der arabischen Wüste auf einem Kamel sitze – ich nehme mein Smartphone und meine Follower überall mithin.
Ohne Ladegerät verlasse ich das Haus nicht mehr und wenn ich merke, dass sich mein Akku dem Ende zu neigt, wird eine Ladepause eingelegt – egal wo. Wenn ich bemerke, dass ich seit mehreren Stunden nichts mehr gepostet habe, muss sich die Zeit dafür genommen werden.
Ohne Social Media hätte ich mich als Person, als Model und auch als Blogger niemals etablieren können. Viele Menschen in meinem Umfeld können meine Besessenheit nicht verstehen, wenn es um das neueste Instagram-Update geht. Aber wenn sie selber diese Verantwortung tragen würden, würden sie es wahrscheinlich nicht anders tun.
Für die Zukunft: Wie soll es mit der Marke Riccardo Simonetti weiter gehen?
Ich würde gerne an den Punkt kommen, wo ich alles ausleben kann, was mir Spaß macht – weiter modeln, schauspielern, schreiben und vor allem moderieren. Leute zu inspirieren und zu unterhalten – das wäre mein Traumjob und ich werde natürlich nicht aufhören, ehe ich meine Ziele erreicht habe.
Text: Andrea Lindner