Die Teilnahme an der Bundespreisträgerakademie in der Internationalen Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg ist die höchste Auszeichnung beim Internationalen Jugendwettbewerb „jugend creativ“. Unsere Bloggerin Helene war zu Gast und hat Anfang August eine ganz besondere Atmosphäre erlebt, von der auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Betreuer, Begleiter und Werkstattleiter schwärmen.
Auf einem riesigen Gelände inmitten der Natur in der Nähe von Flensburg fand Anfang August die Bundespreisträgerakademie des Internationalen Jugendwettbewerbs „jugend creativ“ statt. Mittlerweile zum zehnten Mal trafen sich hier die die Bundespreisträger und Bundespreisträgerinnen des weltweit größten Kreativwettbewerbs seiner Art. In sechs Werkstätten beschäftigen sie sich altersübergreifend mit verschiedenen Aspekten des Themas „Die Welt ist Klang“.
Die Besten der Besten aus Deutschland sind hier
Am Jugendwettbewerb teilnehmen können Kinder und Jugendliche von der ersten bis zur 13. Klasse sowie Jugendliche bis 20 Jahre, die nicht mehr zur Schule gehen. Hunderttausende haben sich in diesem Jahr in den Wettbewerbskategorien Bildgestaltung oder Kurzfilm unter dem Motto „Musik bewegt“ beteiligt. Auf Orts- und Landesebene haben Jurys die besten regionalen Beiträge gekürt. Wer es so weit geschafft hat, misst sich anschließend mit Einsendungen aus ganz Deutschland auf Bundesebene. Die besten fünf aus jeder Altersklasse sind nun hier. Denn der Hauptgewinn bedeutet sieben Tage voller Kreativität und spielerischem Lernen.
„Man braucht Zeit“
„Kreativität ist für uns Menschen eine sehr besondere Leistung“, sagt Prof. Dr. Klaus-Ove Kahrmann, Pädagogischer Leiter der Preisträgerakademie. Genau deshalb ist ihm die Akademie so wichtig. Das Arbeiten nach dem Werkstattprinzip dreht sich um den Prozess, den jede individuelle Gruppe anders beschreitet. „Wenn man im gestalterischen Bereich vorankommen will, braucht man Zeit“, sagt er. Und Zeit gibt es auf dem Scheersberg.
Dunkelkammer und Arbeitsräume
In der Fotowerkstatt löst Sina Gartenbrink gerade zusammengeklebte Fotoabzüge voneinander. Durch den Raum ist eine Wäscheleine gespannt, auf der erste Bilder trocknen. „Es ist wie ein kleines Kunstinternat“, meint sie und erzählt von der Dunkelkammer zum Entwickeln von Fotos, von den großen Arbeitsräume und der technischen Ausstattung, während sie die Fotos an die Leine heftet.
Jeder der Teilnehmenden kann sich nach Herzenslust mit allen Materialien ausprobieren. Durch die Mischung von Freizeit und Programm entstünden außerdem ganz neue Impulse für die Teilnehmer. Sina ist überzeugt: „So funktioniert Kreativität!“
„Wir helfen uns gegenseitig“
Und das Konzept geht auf: Johannes aus Straubing hat mit seiner Gruppe im Filmkunstwettbewerb gewonnen, probiert sich während der Bundespreisträgerakademie aber fotografisch aus. „Am Anfang war ich skeptisch, aber das Lehrkonzept ist richtig toll“, erzählt der 18-Jährige begeistert. „Wir helfen uns gegenseitig.“
Das schätzt auch Anh Tu an der Akademie, der zu den ältesten Preisträgern gehört. Der Stuttgarter sieht in den unterschiedlichen Altersstufen eine weitere Stärke der Akademie: „Dabei entdeckt man sich auch selbst neu.“
„Wie Klassentreffen“
Das gilt auch für die Werkstattleiter. Fast alle sind seit vielen Jahren bei der Preisträgerakademie dabei. „Es fühlt sich ein bisschen an wie Klassentreffen“, erzählt Simone Klar, Assistentin in der Trickfilmschmiede.
In der Pause basteln einige der Kinder Flöten aus Karotten, dazu wird Klavier gespielt. Diese Angebote werden von einem Freizeitteam als Ergänzung gestaltet. Auch viele Betreuer im Freizeitprogramm sind schon lange dabei. „Ich bin wahrscheinlich Veteranin“, sagt Lisa und erzählt von ihrem Weg an der Akademie. Zur Bundespreisträgerakademie kam sie schon als mehrfache Preisträgerin und nach einem Zwischenstopp als Werkstattassistentin organisiert sie nun die Freizeitgestaltung. „Hier legt man für eine Woche seine normale Identität ab“, beschreibt Lisa die besondere Stimmung.
Auf Prozess konzentrieren
Das findet auch Patrick, der zum fünften oder sechsten Mal als Assistent in der Kurzfilm-Werkstatt dabei ist, ganz sicher ist er sich da nicht. „Man sagt immer, die Atmosphäre hier sei magisch“, erzählt der Filmemacher. „Hier kann man sich acht Tagen ganz auf den kreativen Prozess konzentrieren.“
Und genau das tun die Teilnehmenden. Während der Mittagspause wird weitergedreht, während die Schauspieler vor der Kamera loslegen, koordinieren andere Kinder die Szene. „Ton, wir brauchen Ton“, schallt es da durch den Speisesaal. Die Aufgaben werden unter den Teilnehmern aufgeteilt, Patrick und Werkstattleiter Fabio geben nur Hilfestellung.
Jedes Mal anders
„Das ist hier nicht wie in der Schule“, macht Max klar. Der 17-Jährige ist schon zum dritten Mal dabei und kennt sich mittlerweile aus. „Man hat hier alle künstlerischen Freiheiten.“ Dieses Prinzip reizt auch Patrick so sehr an der Arbeit: „Wir schauen ganz individuell, was das Tempo der Teilnehmer ist und was sie erreichen wollen. Das ist jedes Mal wieder anders.“
Tränen am Ende
Wenn am Ende der Woche die Präsentationen der Werkstätten anstehen, geht es weniger darum, eine Erwartung zu erfüllen, sondern den anderen zu zeigen, was man selbst gelernt hat. „Viele unserer Wettbewerbsteilnehmer sagen heute, dass „jugend creativ“ der Auslöser für ihre künstlerische Karriere war. Andere haben erfahren, dass die eigenverantwortliche Arbeit sie selbstbewusster macht. Unzählige Freundschaften sind entstanden“, erzählt Stefanie Link, Projektleiterin des Internationalen Jugendwettbewerbs. Besonders darin stimmt ihr auch Christiane Reichert zu, die ihre Tochter Emma auf die Akademie begleitet hat: „Ich glaube, am Ende der Woche gibt es Tränen!“
Fotos: Putz/BVR